Share International, Mai 2022

Die in den Artikeln geäußerten Ansichten von Autoren, die keine Korrespondenten von Share International sind, geben nicht notwendigerweise die Meinung der Herausgeber dieser Zeitschrift wieder. Ebenso stimmen Personen und Autoren, die nicht zu unseren Korrespondenten gehören, nicht unbedingt den Informationen und dem damit verbundenen Gedankengut zu, auf dem diese Zeitschrift im Wesentlichen basiert.

Lesen Sie im Folgenden Auszüge aus der deutschen Printausgabe.

Die Gemeinschaft der Menschen

von Meister –, übermittelt von Benjamin Creme

Früher oder später wird den Nationen und ihren Führern bewusst werden, dass tatsächlich alle voneinander abhängig sind. Aus dieser Erkenntnis wird sich eine ganz neue Einstellung zu den Problemen entwickeln, mit denen sie heute ringen, sodass sie einfachere und weisere Lösungen für diese Schwierigkeiten finden können. Wenn sich die Sichtweise allmählich verändert, werden die harten Konkurrenzkämpfe und Konfrontationen von heute aufhören und gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit weichen. Man kann zwar davon ausgehen, dass nicht alle Länder im gleichen Tempo diese Richtung einschlagen, aber die Wirksamkeit und offensichtliche Vernunft dieser Vorgehensweise wird mit der Zeit auch weniger optimistische Zeitgenossen davon überzeugen, dass sie im Interesse aller ist. Jeder Schritt nach vorn wird diesen Prozess stabilisieren und eine Entwicklung zur Kooperation beschleunigen. Auf diese Weise wird sich ein natürlicheres Verhältnis zwischen den Nationen und mit der Zeit auch ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl entwickeln.

Viele kleinere Länder haben diese gegenseitige Abhängigkeit bereits erkannt, da sie aber keinen Einfluss haben, bleibt ihre Stimme ungehört. Große und mächtige Nationen lehnen derartige Vorstellungen verächtlich ab, da ihr Stolz auf ihre Unabhängigkeit sie blind gegenüber der Tatsache macht, dass auch sie eng mit der Welt verbunden sind.

Der Mensch entwickelt sich nur langsam und braucht Zeit, Zeit auch für Experimente, um nennenswerte Fortschritte machen zu können, da solche Fortschritte nur auf diese Weise sich auch stabilisieren und von Dauer sein können.

Die Vereinten Nationen sind natürlich das Forum, in dem die Stimme der kleineren Nationen zu Wort kommen und gehört werden kann. Das ist allerdings nur möglich, wenn der Sicherheitsrat mit seinem willkürlichen Vetorecht aufgelöst wird. Seine Nützlichkeit hat sich überlebt, und daher muss er zugunsten einer Vollversammlung der Vereinten Nationen, in der Macht- und Vetomissbrauch nicht mehr möglich ist, abgeschafft werden.

Dann werden wir Nationen erleben, die frei sind zu handeln, da sie nicht mehr durch das Vetorecht und finanzielle Beweggründe einer Großmacht daran gehindert werden. Diejenigen, die am lautesten Demokratie in fernen Ländern einfordern, sind seltsamerweise blind dafür, dass es im Haus der Vereinten Nationen Demokratie nicht gibt.

Die Menschen müssen lernen, dass die Völker aller Nationen eins und gleich sind und alle voneinander abhängig sind. Keine Nation besitzt die Welt, noch kann sie die Welt beherrschen. Kein Land kann gegen den Rest der Welt allein bestehen. Die Tage der Imperien und Dominien sind vorbei. Der Mensch steht an der Schwelle eines neuen Verständnisses für seine Rolle auf dem Planeten Erde. Das bedeutet aber, dass er auf dem Weg zu Weisheit und einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Reichtum des Planeten sein Verhalten gegenüber seinen Mitreisenden ändern muss.

Wir, eure älteren Brüder, werden den Menschen dabei helfen, dass sie diesen Wandel zuwege bringen. Maitreya wird den Menschen verständlich machen, dass sie anders als bisher handeln müssen und die Welt transformieren können. Er wird ihnen aufzeigen, dass ohne eine Richtungsänderung die Zukunft schwierig und trostlos würde. Auch er wird sie dazu inspirieren, ihre gegenseitige Abhängigkeit zu erkennen und sich als Gemeinschaft zu erleben.

(Share International, Oktober 2005)

Der Meister – ist ein älteres Mitglied der Hierarchie der Meister der Weisheit. Sein Name kann aus verschiedenen Gründen noch nicht veröffentlicht werden, nur so viel, dass er esoterischen Kreisen vertraut ist. Benjamin Creme stand mit ihm in ständigem telepathischem Kontakt und erhielt die Artikel dieses Meisters per Diktat.
Seit der ersten Ausgabe der Zeitschrift Share International hatte dieser Meister vorgesehen, dass seine Artikel, die er fast 40 Jahre lang zu jedem Heft beitrug, auch wiederholt, der jeweiligen Weltsituation entsprechend, veröffentlicht werden sollten.

Editorial

„Nicht mehr Nation gegen Nation“

Am 6. September 1977 wies der Weltlehrer Maitreya in seiner ersten, von Benjamin Creme übermittelten öffentlichen Botschaft auf die großen Probleme hin, mit denen die Welt konfrontiert ist, und erklärte: „Ich komme, um all das zu ändern und um euch den gemeinsamen Weg nach vorn, in ein einfacheres, gesünderes und glücklicheres Leben zu zeigen. Nicht mehr Mann gegen Mann, Nation gegen Nation – das ist vorbei. Jetzt werden wir als Brüder gemeinsam den Weg in das neue Land einschlagen.“

Heute müssen wir uns diese Worte mehr denn je zu Herzen nehmen und uns daran erinnern lassen, dass Brüderlichkeit und Vernunft nicht optional, sondern unabdingbar sind in einer Welt, die sich Spaltung, Feindschaft und Krieg nicht leisten kann. Und doch sind wir heute, gegen Ende des ersten Viertels dieses Jahrhunderts, wieder mitten in einen verheerenden Krieg verstrickt.

Diejenigen Leserinnen und Leser, die mit den Lehren der zeitlosen Weisheit, mit dem Wirken der Meister der Weisheit und mit Benjamin Cremes enger Arbeitsbeziehung zu seinem Meister vertraut sind, wissen um die Bedeutung des Jahres 2025 und der gegenwärtigen Zeit. Die Zeitschrift Share International hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anwesenheit Maitreyas, die Existenz eines göttlichen Plans für diesen Planeten und die Arbeit der Meister der Weisheit, der Hüter dieses Plans, bekannt zu machen. Wir haben über die Etappen der allmählichen Rückkehr Maitreyas in das öffentliche Leben und die damit einhergehenden Schwierigkeiten berichtet – Schwierigkeiten, die durch den allgemeinen Mangel an Einsicht der Menschheit, ihre Unfähigkeit, sich über den Materialismus zu erheben und ihre Neigung zu Angst, Gier und separatistischem Verhalten hervorgerufen wurden.

Angesichts dieser Faktoren und sowie der Auswirkungen der Kräfte der Materialität war es nicht möglich, ein spezifisches Datum zu nennen, wann Maitreya sich der Welt vorstellen würde. Der Meister Djwhal Khul wies jedoch durch Alice Bailey darauf hin, dass das Jahr 2025 ein bedeutendes Datum im Erscheinungsprozess Maitreyas sein würde. Es ist auch das Ende des ersten Viertels des Jahrhunderts – eine Zeit, in der die Meister der geistigen Hierarchie nach alter Tradition eine besondere Zusammenkunft abhalten, um die Vergangenheit zu bewerten und den Plan für die nächste Phase ihrer Arbeit und des Plans für unseren Planeten entsprechend anzupassen.

Es ist möglicherweise kein Zufall, dass gerade dann ein Krieg ausgebrochen ist, als die Bedingungen für Maitreyas Ankunft günstig erschienen. Die Kräfte des Chaos befinden sich in einem letzten Grabenkampf im Versuch, eine allgemein anerkannte Präsens Maitreyas und der Meister im öffentlichen Leben zu verhindern. Sie sind vor allem darauf aus, die Menschheit abzulenken, sie durch Angst und Spaltung zu schwächen und in einem Zustand blinder Verwirrtheit zu halten. Die Schrecken, die uns in den Medien vermittelt werden – sowohl in den Mainstreammedien als auch in den alternativen Medien, sowohl mit Fakten als auch mit Desinformationen –, das alles spielt jenen Kräften in die Hände, die daran arbeiten, das Unvermeidliche zu verhindern – die „Wiederkehr“ Christi. Dieses bedeutsame Ereignis signalisiert die Einführung einer neuen spirituellen Ordnung, in der wir uns alle als Teil eines großen Lebens verstehen – wo jeder Mensch gebraucht wird und alle miteinander verbunden sind, wo alle einen Zweck und eine Bedeutung haben und sich im Einklang mit dem Plan des einen großen Bewusstseins befinden, „in dem wir leben, weben und sind“.

Benjamin Creme hat einige Fragen beantwortet, die für die aktuelle Krise relevant sind.

F. (1) In Bezug auf die Ukraine: Gehört dieses Land nicht zur russischen Einflusssphäre? (2) Sollten die Europäische Union und die USA deshalb davon absehen, sich in die internen Angelegenheiten einzumischen? (Share International, Oktober 2014)
A. (1) Ja. (2) Ja. Allerdings gehört die Ukraine nicht mehr der ehemaligen Sowjetunion an. Aber da sich die Ukraine weiterhin in der russischen Einflusssphäre befindet, muss ihre Souveränität respektiert werden.

F. Wie sollte Russland mit seinen ehemaligen Sowjetrepubliken umgehen? Ist die Unabhängigkeit Tschetscheniens (und anderer Länder, die in ähnlicher Beziehung zu Moskau stehen) Teil des göttlichen Plans? (Share International, Oktober 2004)
A. Es ist Teil des göttlichen Planes, dass alle Völker frei über ihre Entwicklung und ihr eigenes Schicksal bestimmen können. Russland hätte schon vor langer Zeit dem Bedürfnis Tschetscheniens nach einer Form von Autonomie zustimmen sollen. 

F. Die Medien befassen sich zunehmend mit der sich abzeichnenden Tendenz zur Basisdemokratie. Das jüngste Beispiel dafür ist Kirgisistan. (1) Waren Lockspitzel daran beteiligt? (2) Wurde die „orangene Revolution“ in der Ukraine von Lockspitzeln unterstützt? (3) Wird das kirgisische Beispiel einen Dominoeffekt in der Region auslösen, so wie bisher jedes Beispiel der Macht des Volkes zu einem neuen Aufstand zu ermutigen schien? (Share International, Mai 2005)
A. (1) Nein. (2) Ja, von beiden Seiten. (3) Ja, höchstwahrscheinlich.

F. Wird es eine von Maitreyas Aufgaben sein, unsere Herzen dem Leid anderer zu öffnen […]? (Share International, Dezember 2000)
A. Sicher hofft Maitreya auch, unser Herz dem Leid anderer zu öffnen. Das tut er jedes Mal, wenn er seine Energien in die Welt einströmen lässt. Das ist der Kern seiner Aussage und aller meiner Vorträge und schriftlichen Äußerungen. Er hofft, genau das damit zu erreichen: Dass wir unsere Herzen dem Leid der Welt öffnen. Nur so verändern wir die Welt. Er sagt: „Macht die Bedürfnisse eures Bruders zum Maßstab eures Handelns und löst so die Probleme der Welt. Einen anderen Weg gibt es nicht.“ (Botschaft Nr. 52) Er sagt dies ganz deutlich.

F. Im Jahr 1982 brach kurz vor dem angesetzten Termin für den Deklarationstag, der Falklandkrieg aus. Und jetzt, da Maitreyas Ankunft erneut unmittelbar bevorsteht, intensivieren sich die Probleme mit Libyen, mit US-Amerika und dem Terrorismus. Besteht da ein Zusammenhang? (Share International, November 1986)
A. Ja. Jene, die durch Maitreyas öffentliches Auftreten am meisten zu verlieren haben, das heißt die Kräfte der Materialität, die Kräfte des Bösen, tun alles in ihrer Macht Stehende, um dies zu verhindern. Krieg, Terrorismus, Spannungen, Angst und Chaos sind ihre stärksten Waffen. Viele Machthaber der Welt spielen direkt in ihre Hände, nicht weil sie böse wären, sondern weil sie oft unwissend, dogmatisch und chauvinistisch sind und ihnen eine umfassende Weltsicht fehlt.

Fragen und Antworten

Aus einem Radiointerview in Dallas, Texas, USA, 26. Juni 1988

F. Werden wir weiterhin in einer Demokratie leben, so wie wir sie nach unserem Verständnis hier (in den USA) haben, oder kommunistische Wege wie in der Sowjetunion einschlagen?

A. Die „Ismen“ wie Kapitalismus und Kommunismus sind menschengemachte Begriffe. Maitreya sagt, der zukünftige Regierungsstil werde sich am Konsens orientieren. Er sagt, dass Regierung auf den Bedürfnissen des Volkes, den ganz normalen Bedürfnissen realer, lebendiger Menschen gründet, nicht auf Ideologien wie Demokratie, Kommunismus, Faschismus oder irgendeinem sonstigen „Ismus“. Ismen sind bloß eine Gedankenkonstruktion und haben keine größere Realität als das. Er sagt, was wir wirklich benötigten, sei Kommunikation. Die Kunst der Kommunikation wird weltweit die Grundbedingungen für eine wahre Regierung schaffen. Es ist im Plan nicht vorgesehen, dass wir alle unter demselben System leben sollten. Wir werden uns von den extremen Rechts- und Linkspositionen zur Mitte bewegen, und Konsens wird von nun an die Devise sein.

F. Sollte man davon ausgehen, dass die Angst vor einem Atomkrieg unsere größte Lektion sein wird?

A. Die Lektion ist vorbei. Sie gehört der Vergangenheit an. Wir bewegen uns weiter aus einem Atomkrieg heraus, nicht nur weil Maitreya da ist, sondern vor allem aufgrund seiner Aktionen. Die neue Technologie wurde der Welt bereits übergeben. Sie wird die Technologie des Lichts genannt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern in den USA und eine andere Gruppe in der Sowjetunion erforschen nun diese Energie, die, wie Maitreya sagt, alle Waffen obsolet machen wird, und dass – wird er betonen – alles auf der Erde, jeder Panzer, jedes Gewehr, jede Rakete von dieser neuen Energie außer Kraft gesetzt werden wird.

F. Wie können Sie erwarten, dass angesichts unserer Gier, Habsucht und so weiter mehr als fünf Milliarden Menschen sich auf irgendetwas einigen könnten?

A. Natürlich wird Maitreyas Ankunft die Welt nicht von Gier und Habsucht befreien. Die Gierigen werden gierig bleiben, die Machthungrigen werden weiterhin nach Macht streben, aber aufgrund der sich ändernden Lebensbedingungen werden sie mit ihren Bestrebungen nicht mehr viel ausrichten können. Die Welt verändert sich langsam – aber wir müssen unsere Veränderungen noch immer selbst zustande bringen. Doch wir werden die Dynamik der Veränderungen spüren, und die Zukunft wird für uns alle eine andere sein.

Leserbriefe

In unterschiedlicher Gestalt

Lieber Herr Creme,
ich bin Mitglied der Transmissionsgruppe in Wien. Wir halten auch regelmäßig Informationsveranstaltungen über Maitreya ab. Für den 18. Juni 2008 hatten wir eine solche, wie immer öffentliche Veranstaltung geplant. Eine Stunde vor ihrem Beginn, als vier Gruppenmitglieder noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt waren, betrat eine betagte Dame den Raum. Als sie am Informationstisch angelangt war, auf dem Ihre Bücher über Maitreya ausgelegt waren, erklärte sie, dass sie über all diese Themen gut informiert sei. Einige Gruppenmitglieder führten mit ihr eine kurze Unterhaltung.

Als wir das nachher noch einmal besprachen, waren sich alle einig, dass sie uns während des Gesprächs bemerkenswerte und persönliche Hinweise gegeben hatte. Sie zeigte auch Interesse an Ihren Büchern, nahm eins in die Hand und bat, es sich genauer ansehen zu dürfen. Dann sah sie sich nach einem passenden Sitzplatz um und sagte mit Nachdruck: „Ich brauche mehr Licht!“ Als wir anboten, die Beleuchtung heller einzustellen, lächelte sie, lehnte es dann aber ab. Nachdem sie eine Weile bei uns war, verabschiedete sie sich und drehte sich dann an der Tür, bevor sie den Raum verließ, noch einmal um und sagte: „Ich komme zurück.“

Sie kam nicht zur Informationsveranstaltung, aber an deren Ende kam ein junger, bemerkenswert aussehender Mann in den Raum. Er war unglaublich nett und zeigte großes Interesse an der Transmissionsmeditation. Auch er hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Könnten Sie uns bitte mehr über diese beiden Begegnungen sagen?

E. H., Biedermannsdorf, Österreich
(Benjamin Cremes Meister bestätigte, dass beide, die „Dame“ und der „junge Mann“, Maitreya waren)

Zeichen

ZEICHEN DER ZEIT

Wir präsentieren in dieser Rubrik „Zeichen der Hoffnung“ und „Zeichen der Zeit“, die anderen, früher von Benjamin Cremes Meister bestätigten „wundersamen“ Phänomenen ähneln oder für sich sprechen. Wir stellen sie Ihnen unkommentiert zu Ihrer Information vor.

USA – Ein selbst erklärter „Ufo-Jäger“ in Mineral Bluff, Georgia, wendet eine einzigartige Methode an, bei der er eine programmierte Zeitrafferkamera über einen längeren Zeitraum auf die Sonne richtet und die Bilder dann Bild für Bild herunterlädt und untersucht. Am 28. August 2021 nahm die Kamera ein scheibenförmiges Objekt mit mehreren Lichtern oder Fenstern auf, das sich „extrem schnell von der Sonne entfernte“. (Quelle: mufon.com)

USA – Ein in geringer Höhe schwebendes scheibenförmiges und mit einer Kuppel versehenes Flugobjekt, das auf einem von mehreren, am 16. März 2022 aufgenommenen Fotos von einem Strand in Hammonton, New Jersey, zu sehen war. (Quelle: mufon.com)

Ein Neuanfang aus der alten Ordnung heraus?

Interview mit Graeme Maxton

von Felicity Eliot 

Graeme Maxton ist Autor von sieben international gepriesenen Büchern über Klimawandel, Energie, Wirtschaft und die Automobilindustrie, die in mehr als zwanzig Sprachen erschienen sind. Eines seiner aktuellsten Bücher ist Fuck the system: Was Covid-19 uns lehrt und warum die liberale Demokratie uns bei der Klimakrise nicht weiterhilft (2021; englische Erstausgabe 2020: A Chicken Can’t Lay a Duck Egg). Felicity Eliot hat ihn für Share Iternational interviewt.

Ein paar Tage vor unserem Interview fragte ich Graeme Maxton, ob er über etwas Bestimmtes sprechen möchte. Er antwortete: „Das Thema, das ich am liebsten diskutieren möchte, ist, wie unser Denken eingeschränkt wird und wie Nachrichtenmedien eingrenzen, was sie uns mitteilen. Ich habe noch keine Zeit erlebt, wo es so schwierig war, zu wissen, was wahr ist, und wo uns so viele Halbwahrheiten erzählt wurden wie heute. Ich habe noch nie eine Zeit erlebt, in der unsere verantwortlichen Politiker so viele schlechte Entscheidungen getroffen haben, und in der gegensätzliche Ideen mit Füßen getreten und ignoriert wurden. Die Welt steht vor großen Herausforderungen, und wir brauchen einen klaren Kopf und offene Diskussionen. Unsere Denkweise ist verworren, und wir haben kaum Diskussionen.“

Bevor ich die E-Mail von Graeme Maxton erhielt, hatte ich mir zur Vorbereitung einige Notizen gemacht,. Ich hatte eine kurze Liste erstellt, die unter anderem Folgendes enthielt: „Desinformation – Wahrheit, Fakten, Wissenschaft, Rechtsstaatlichkeit, Erschütterung des Status quo – die internationale Ordnung“.
….

SI: Wenn man sich jetzt die Welt und die Zunahme an falschen Berichten anschaut, stellt sich die Frage, wie wir mit bestimmten Situationen – wie dem Krieg in der Ukraine – umgehen sollen. Einige Kommentatoren sagen, dass es ein Krieg zwischen Russland und den USA sei. Mich interessiert, wie Sie das sehen.
….

GM: Russland hat immer wieder gesagt, dass es inakzeptabel sei, Atomwaffen vor seiner Haustür zu positionieren; dass die Ukraine unbedingt neutral sein müsse. Dasselbe gilt für Finnland. Aber der Westen ist immer weiter vorgedrungen.
Diese Tragödie hätte nicht sein müssen. Es ist ein schrecklicher Konflikt, der Millionen von Menschen entsetzliches Leid bringt. Die erschreckende Tatsache ist, dass wir es hätten verhindern können, wenn wir uns ein wenig zurückgehalten hätten und vernünftiger gewesen wären; aber wir haben den Bogen überspannt. Sogar jetzt schauen die Leute nicht auf die langfristigen Konsequenzen. Man sieht, wie die Briten versuchen, alle möglichen Sanktionen gegen Russland zu verhängen, ohne zu überlegen, was die Konsequenzen bezüglich Energie, Nahrungsmittel oder Inflation sein könnten, und was das für ihre eigene Bevölkerung bedeuten könnte, ganz zu schweigen vom Rest der Welt. Es ist, als hätten wir eine globale Führung, die für die Situation völlig ungeeignet ist. (…)

SI: Ich will diesen grausamen Angriff und die Bösartigkeit, die wir sehen, nicht billigen oder entschuldigen; aber der Westen hat über Jahre „den Bären gereizt“ – den russischen Bären. Wir haben eine stolze Nation mit einer alten Kultur provoziert, marginalisiert und respektlos behandelt. Russland hat ein Bewusstsein dafür, was es der Welt gegeben hat und was es der Welt geben könnte, wenn wir nur innehalten und zuhören würden.
Wie viele von uns habe ich mich kürzlich mit der russischen Geschichte und Region beschäftigt. Im Jahr 2000 hatte der damalige Präsidentschaftskandidat Putin einen Beitritt Russlands in die NATO offen in Erwägung gezogen. Putin wird folgendermaßen zitiert: „Russland ist Teil der europäischen Kultur. Und ich kann mir mein eigenes Land nicht isoliert von Europa und von dem, was wir oft die zivilisierte Welt nennen, vorstellen. Ich kann mir die NATO kaum als Feind vorstellen.“ Was für eine verpasste Gelegenheit zur Kooperation! Der Westen hätte beginnen können, über die NATO neu nachzudenken.

GM: Völlig richtig. Einer der Fehler war, dass wir 1989, als das sowjetische System auseinanderbrach, die NATO nicht auflösten, da der Grund für ihr Bestehen nicht mehr existierte.
Europa und Russland sind Teil desselben Kontinents, und mir scheint, dass unsere Beziehung zu Russland sehr wichtig ist – nicht nur wegen Öl, Düngemittel, Gas oder Weizen. Es ist eine grundsätzlich brüderliche oder schwesterliche Beziehung, und wir sehen das sehr kurzsichtig.
Es geht hier um zwei Faktoren: Zuallererst um den Ukrainekrieg, das immense Leid und die Not der Flüchtlinge; und dann auch um die Frage, was mit dem östlichen, dem russischsprachigen Teil der Ukraine geschieht – all das ist Teil des Problems. Aber es gibt ein noch größeres Problem, bei dem es um Russlands Platz in der Welt geht. Und vielleicht sind China, Indien und viele andere Länder – zum Beispiel Ungarn und Saudi-Arabien – eher geneigt, eine Hegemonialmacht zurückzustoßen, als die wir die Vereinigten Staaten erlebt haben. Das sind die USA geworden. Und dann ist da noch Europa, das stark unter dem Einfluss der USA steht.
Wir müssen alle zusammenarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt ein Kriegsverbrechertribunal zu fordern, halte ich für kontraproduktiv. Wir sollten zunächst auf eine Art Vereinbarung hinarbeiten. Und vergessen wir nicht, dass wir derzeit mit enormen Problemen konfrontiert sind, bei denen wir Russland als Teil der Lösung brauchen. (…)

Nach der Berliner Konferenz von 1954 wollte die UdSSR der NATO beitreten, weil sie eine erneute Militarisierung in der BRD befürchtete; dieses Gesuch wurde von den USA und dem Vereinigten Königreich abgelehnt.
Im Jahr 2000 machte Putin deutlich, dass er der Meinung sei, dass Russland der NATO beitreten sollte: „Russland ist Teil der europäischen Kultur. Und ich kann mir mein eigenes Land nicht isoliert von Europa und dem, was wir oft die zivilisierte Welt nennen, vorstellen. Daher fällt es mir schwer, mir die NATO als Feind vorzustellen“, sagte Putin, damals kommissarischer Staatspräsident, drei Wochen vor der Wahl, die ihn zum Präsidenten Russlands machte. Laut dem damaligen Vorsitzenden der NATO, George Robertson, fragte Putin noch im selben Jahr offen und direkt: „Wann werden Sie uns dazu einladen, der NATO beizutreten?“ Robertson riet dem russischen Präsidenten, ein Gesuch zu stellen und nicht bloß eine Einladung zu erwarten. Und es gibt noch mehr, das wir anscheinend lieber vergessen, und das ist der berüchtigte Moment „keinen Zentimeter nach Osten“.*
Für Russland kam dies einem Verrat und einer Zurückweisung gleich. Laut Dokumenten, die 2017 freigegeben wurden, bestand der Deal im Wesentlichen darin, dass die Sowjets die deutsche Vereinigung mit der schriftlichen „eisernen Garantie“ zulassen würden, dass die NATO sich nicht „einen Zentimeter nach Osten“ ausdehnen würde, wie es James Baker formulierte. (Quelle: www.trtworld.com/magazine)
 
* Um den Standpunkt Russlands zu verstehen, muss man in das Jahr 1990 zurückgehen, als die Sowjetunion zusammenbrach. Die Gespräche über die bevorstehende Wiedervereinigung Deutschlands waren im Gang; die Sowjets hätten die Wiedervereinigung mit ihrem Veto verhindern können. Es steht außer Frage, dass die USA und die NATO – Präsident George Bush und Außenminister James A. Baker – Anfang Februar 1990 eine Übereinkunft mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und Außenminister Eduard Schewardnadse getroffen haben.  

Rückseite Mai 2022

Die verwirrende und bedrohliche derzeitige Situation ist nur das Vorspiel zu einer neuen Ära friedfertiger und kooperativer Anstrengungen, um das Unrecht der Vergangenheit wiedergutzumachen, Gerechtigkeit zwischen den Völkern zu schaffen, alte Dispute zu beenden und das internationale Recht zu bestätigen.
Wenn die Menschen später auf diese Epoche zurückblicken, wird sie ihnen wie die finstere Nacht vor einem strahlenden Tagesanbruch erscheinen, und sie werden froh sein, diese ereignisreiche Zeit miterlebt zu haben. Die Welt erwartet den Lehrer. Der Lehrer wartet auf den richtigen Zeitpunkt, um öffentlich lehren und der Welt dienen zu können.
„Die Dunkelheit vor Tagesanbruch“, Januar/Februar 1991, Worte eines Meisters