Share International, Juli/August 2025

Die deutsche Online-Ausgabe der internationalen Zeitschrift Share International enthält einen Artikel von Benjamin Cremes Meister, Beiträge zu aktuellen Themen von unseren eigenen Korrespondenten sowie eine Fotoauswahl von „Zeichen der Hoffnung“, die anderen, früher von Benjamin Cremes Meister bestätigten wundersamen Phänomenen ähneln oder für sich sprechen. Darüber hinaus stellt die Online-Ausgabe in der Regel ausgewählte Erfahrungsberichte von Leserinnen und Lesern vor und bringt nicht zuletzt einige Fragen mit Antworten von Benjamin Creme.
Seit der ersten Ausgabe der Zeitschrift Share International hat Benjamin Cremes Meister fast 40 Jahre lang zu jeder Ausgabe einen Artikel beigetragen. Diese sollten auch wiederholt, der jeweiligen Weltsituation entsprechend, veröffentlicht werden.
Menschenrechte
von Meister –, übermittelt von Benjamin Creme
Die Frage der Menschenrechte ist das Kernproblem des modernen Menschen. In der Vergangenheit beherrschten die sozialen Strukturen das Leben des Einzelnen und schufen hierarchisch aufgebaute Beziehungen, die jedem seinen Platz zuwiesen: die Frau gehorchte ihrem Gatten; der Mann gehorchte seinem Herrn; der Herr gehorchte seinem König und führte dessen Willen aus; und der Klerus amtierte als Vermittler zwischen Gott und Mensch. Diese, wenn auch künstlich geschaffenen Verhältnisse dienten den Bedürfnissen der damaligen Gesellschaft, die um ihre Identität und ihren Platz in der Welt rang.
Heute hat sich das alles geändert. Abgesehen von einigen Gebieten, wo die herrschende Gruppe an den alten Formen festhält, häufig um den Preis von Bürgerunruhen oder Kriegen, haben die Völker ihr Recht auf Selbstbestimmung behauptet. Sie haben die Verantwortung für eine gerechte Regierung übernommen und können durch verschiedene Repräsentativsysteme ihren Willen kundgeben. Mehr als je zuvor fordern die Menschen eine stärkere Partizipation an den Beschlüssen, die ihr Leben betreffen.
Diese neue Freiheit hat eine Reihe von Spannungen mit sich gebracht, die der Lösung bedürfen. Überall ertönt der Ruf nach mehr Freiheit, der von jenen Kreisen, die die bestehenden Strukturen erhalten wollen, mit einem ebenso scharfen Ruf nach Ruhe und Ordnung entgegnet wird. Insgesamt sind völlig neue Wege nötig, um die Ziele dieser gegensätzlichen Gruppen in Einklang zu bringen. Dass dieser Einklang langsam und schwierig zu erreichen sein wird, müssen wir akzeptieren. Dass man sich über viele widersprüchliche Standpunkte einigen muss, versteht sich von selbst. Doch während wir auf die Lösung dieser Probleme warten, wäre es ratsam, einige Grundprinzipien, einige Richtlinien festzuhalten, weil ohne sie eine Lösung der Probleme unwahrscheinlich ist.
Als Erstes muss beachtet werden, dass die Gesetze einer Gesellschaft fair und für alle gültig sein müssen. Ohne diese elementare Gerechtigkeit und Unparteilichkeit kann man von niemandem erwarten, dass er die Gesetze einhält. Heute gilt für Reiche häufig ein anderes Gesetz als für die Armen – ein sicheres Rezept für soziale Unruhen. Eine weitere Notwendigkeit besteht darin, die Gesetze bekannt und verständlich zu machen und sie in eine Sprache zu kleiden, die jeder versteht. Allzu oft werden Menschen eingesperrt und wegen Übertretung eines Gesetzes schuldig gesprochen, das längst veraltet und nur noch Spezialisten bekannt ist.
Am wichtigsten aber ist, die Interessengegensätze zwischen Individuum und Gesellschaft aufzuheben; nur so kann die Freiheit des Einzelnen und die Stabilität des Ganzen erhalten werden.
Wie kann man dies am besten erreichen?
Die Vereinten Nationen haben einen Kodex der Menschenrechte formuliert. Würden diese angewandt, so könnte man damit die bestehenden sozialen Spannungen schon weitgehend lösen und die Basis für eine gerechte und stabile Gesellschaft schaffen. Bis jetzt bleibt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte für Millionen von Besitzlosen und Rechtlosen in jedem Land der Welt nur ein Traum. Diese Grundrechte möglichst schnell in allen Nationen umzusetzen, muss das Ziel sein.
Wenn man das Prinzip des Teilens allgemein akzeptiert, wird dies möglich sein. Nicht länger mehr müssten die Menschen für ihr Recht auf Arbeit kämpfen, für das Recht, ihre Familien zu ernähren, und für ein gewisses Maß an Selbstbestimmung. Wenn dieses Prinzip befolgt wird, lassen sich mit einem Mal die Uneinigkeiten beilegen, die Konfrontationen beenden und die Übel der gegenwärtigen Situation kurieren, sodass die Menschen sich aus dem Sumpf befreien können, in dem sie versunken sind. Setzt also das Prinzip des Teilens um. Macht deutlich, dass die Welt heute, mehr denn je in ihrer Geschichte, nach diesem gerechten und elementaren Prinzip handeln muss, denn nur damit wird der Mensch zu seiner Göttlichkeit finden und sie manifestieren können.
(Share International, Juli/August 1984)
Diese Artikel stammen von einem älteren Mitglied der Hierarchie der Meister der Weisheit. Sein Name kann aus verschiedenen Gründen noch nicht veröffentlicht werden, nur so viel, dass er esoterischen Kreisen vertraut ist. Benjamin Creme stand mit ihm in ständigem telepathischem Kontakt und erhielt die Artikel dieses Meisters per Diktat.
Weitere Artikel dieses Meisters
Editorial
Karma, Rechenschaft und das Gesetz – Schluss mit der Straflosigkeit
Wir leben derzeit in jenem unsicheren Raum, der durch den Zusammenbruch des Alten eröffnet wurde, während das Neue noch nicht vollständig Gestalt angenommen hat. Unser kollektives Gefühl, in einem Schwebezustand zu sein – in einem globalen, schuldbeladenen Übergangsstadium – wird durch unsere gemeinsame Angst und den Abscheu vor der Blutrünstigkeit und der barbarischen Grausamkeit, die in Gaza verübt wird und die insbesondere von westlichen Politikern offen geduldet, aktiv unterstützt oder ignoriert wird, noch verstärkt.
Ganz gleich, wie man es nennen will – Karma, Ursache und Wirkung, das Schwingen des Pendels, Aktion und Reaktion –, Tatsache ist, dass immer eine Wirkung erzeugt wird, eine gleiche und entgegengesetzte Reaktion. Dies ist ein physikalisches Gesetz der natürlichen Welt. Und es ist auch das große Gesetz, das alles Leben und alle Beziehungen auf unserem Planeten regelt, und es wirkt auf allen Ebenen.
Was sollen wir mit diesem universellen Gesetz anfangen, insbesondere jetzt angesichts der schrecklichen Umstände von heute? Wenn man darüber nachdenkt, ist Karma eine höchst außergewöhnliche Sache. Es ist der konstante bestimmende Faktor in unserem Leben. Auch wenn wir uns oft wünschen, es gäbe es nicht, könnten wir doch nicht darauf verzichten. Es macht das Leben und die Realität auf unserem Planeten aus. Viele mussten in schmerzhafter Weise erfahren, dass uns Karma Lektionen wie auch Segnungen erteilt und uns die Chance gibt, durch richtige Beziehungen zu wachsen. Es ist das große Gesetz. Und dennoch, und trotzdem. Man könnte meinen, ganze Nationen wüssten nichts von seiner unausweichlichen Wirkungsweise. Niemand entgeht diesem Gesetz. In so vielen Ländern wurden Machthaber, Generäle, Armeen und sogar Bürger indoktriniert, so zu leben, als gäbe es weder Gottes Gesetz noch das Gesetz der Menschen. Schlimmer noch ist der alte fanatische religiöse Glaube, Gott könne manipuliert oder überredet werden und stehe auf jeden Fall auf ihrer Seite und gutheiße all ihr Böses. Und so befinden wir uns wieder in einer Zeit der Barbarei und Gesetzlosigkeit.
Ein merkwürdiges Kennzeichen dieser Zeit ist, dass so viele seltsame, verworrene religiöse und quasi-religiöse Überzeugungen die heutige Politik prägen, und vieles scheint auf eine vorchristliche Ära zurückzugehen, in der „Auge um Auge“ die rohe Grundregel im sozialen Umgang war. Damit wurde aber das Gesetz von Ursache und Wirkung nicht verstanden. Die Lehren Jesu und neue Gebote fegten die alten Grundsätze hinweg, die bis dahin nur mit Mühe den Anschein einer sozialen Ordnung aufrechterhalten hatten. Die Menschen standen oft am Rande lokaler Kriege und Fehden, die nach Rache verlangten – weil eine Gewalttat mit einer ebenbürtigen Gewalttat vergolten werden musste.
Dies ist verstörenderweise immer noch der motivierende Impuls, der sich in den heutigen Gräueltaten und in der Verderbnis des Völkermords in Gaza zeigt. Jesus wurde nicht als der Messias anerkannt, und seine Lehren des neuen Gesetzes müssen erst noch in die Köpfe eindringen, die sich der neuen Ordnung bewusst verschlossen haben. Die Liebe zum Nächsten und das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, sickerte während der letzten zweitausend Jahre nur sehr langsam in unser Bewusstsein. Maitreya, der Weltlehrer, hat dieses Gesetz noch näher, klarer und greifbarer gemacht: „Nehmt die Not eures Bruders zum Maßstab eures Handelns und löst die Probleme der Welt.“ [Botschaft Nr. 52]
Maitreya hat eine Reihe von Voraussagen getroffen, um Leitlinien und Einblicke in das natürliche Gesetz zu geben. Diese Voraussagen [in dem Buch Die Gesetze des Lebens] sollten vor allem das Gesetz von Ursache und Wirkung erhellen. Wenn wir dieses Gesetz erfassen und innerhalb dieses Gesetzes handeln, können wir die gegenwärtigen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Krisen überwinden. Was für ein inspirierender und außergewöhnlicher Gedanke – ein Leben nach dem Gesetz des Karmas bietet an sich schon eine Lösung für unsere schrecklichen Probleme.
Sicherlich müssen wir auch die internationalen Gesetze und Abkommen überarbeiten; wir müssen die großen Errungenschaften, welche aus dem Krieg hervorgegangen sind – wie die UN-Menschenrechtserklärung – neu begreifen und umsetzen. Es ist traurig und verrückt, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir nicht mehr einfach davon ausgehen können, dass unsere Machthaber, Rechtssysteme, Verträge und Regierungen dem Interesse aller dienen.
Der Meister Djwhal Khul schreibt in Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung: „Das vom Menschen geschaffene Karma kann geändert und wieder rückgängig gemacht werden; das wird oft vergessen. Karma ist keine starre Regel, es lässt sich in dem Maße ändern, wie der Mensch denkt und was er wünscht. Karma bietet die Gelegenheit zu einer Änderung; sie ergibt sich aus früheren Aktivitäten, und wenn man diese in der rechten Weise handhabt, dann legt man den Grundstein für zukünftiges Wohlergehen und Fortschritt.“
Es mag keine „starre Regel“ sein, aber es ist unumgänglich. Es muss immer eine Abrechnung im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung geben. Damit die Welt vorankommt, muss es Gerechtigkeit geben. Irgendwann muss es zu einer Anerkennung und Wiedergutmachung kommen. Geschieht dies nicht, breitet sich Gesetzlosigkeit ungestraft aus und die Gesellschaft verfällt in unvorstellbare Verzweiflung. Die Täter müssen unweigerlich zur Rechenschaft gezogen werden – nicht aus Hass oder Vergeltung, sondern als Ausgleich und Anerkennung einer karmischen Schuld, die beglichen werden muss – wenn Gerechtigkeit, Gesetz und Freiheit wieder zur Grundlage der internationalen und nationalen Kultur gemacht werden sollen.
Sofort Schluss mit der Straflosigkeit. Gerechtigkeit muss gewährleistet werden; nicht länger die ganze Härte des Gesetzes für ein Land und der Freibrief für ein anderes. Entweder gilt ein Gesetz für alle oder es herrscht völlige Gesetzlosigkeit. IGH, IStGH, UNO – sollen sie alle ignoriert werden? Hat jemand die Augenbinde der Unparteilichkeit von Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit, abgenommen und sie zu Gunsten der Schuldigen des Völkermords, des Massenmords und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit herausschauen lassen? Sollen wir unsere eigene Entmenschlichung dulden? Gibt es überhaupt noch eine Möglichkeit, die Zukunft unserer Kinder zu retten?
Wenn die Wirtschafts- und Finanzstrukturen zugunsten der Reichen und Superreichen verdreht werden, während der Rest gerade so von einem Zahltag zum nächsten überleben kann, besteht keine Aussicht auf Gerechtigkeit und wenig Hoffnung, dass sich Freiheit entfalten kann. Die Akzeptanz und die Umsetzung eines internationalen Systems, das auf der Umverteilung der Weltressourcen beruht, ist die einzige Lösung, die persönliche Freiheit, Gerechtigkeit und Respekt für alle garantiert. Zur Wiederherstellung des Gleichgewichts muss das Gesetz für Rechenschaft und Wiedergutmachung sorgen; es ist dringend notwendig, dass wir das große Gesetz von Ursache und Wirkung verstehen. Es erfordert auch, dass wir die strengen Segnungen, die das Karma spendet, anerkennen und in aller Bescheidenheit annehmen.
Die Rückkehr der Weltgemeinschaft zum göttlichen Gesetz und zu den von Menschen geschaffenen Gesetzen erfordert, wie es Benjamin Cremes Meister ausdrückte, „die Interessengegensätze zwischen Individuum und Gesellschaft aufzuheben; nur so kann die Freiheit des Einzelnen und die Stabilität des Ganzen erhalten werden“. Wir müssen die „Atomisierung“ – die aus dem alten Fischzeitalter stammt – beenden und unsere Verbundenheit annehmen; die Identifikation mit dem Ganzen wird alle Teile retten.
Benjamin Creme erläutert: „Es gibt nur wenig Gesetze des Lebens, aber diese wenigen sind ausgesprochen wirkungsvoll. Wir schenken ihnen kaum Beachtung. Daher rühren unsere Probleme. Das wichtigste Gesetz des Lebens ist das Gesetz von Ursache und Wirkung; es beherrscht das gesamte Leben auf unserem Planeten. Gewöhnlich wird ihm nach dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ Geltung verschafft, ein ausgesprochen unpassender Umgang mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Jesus beschrieb es sehr einfach: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Es ist so einfach, dass die Leute nicht daran denken oder es nicht beherzigen. Was man sät, wird man auch ernten. Wenn man Korn sät, wird man Korn ernten. Wenn man Hafer sät, wird man Hafer ernten. Wenn man schlechtes Getreide sät, wird man wenig ernten. Wir alle säen.
Mit jedem Gedanken, jeder Handlung säen wir etwas aus. Das schafft Ursachen. Die Wirkungen, die aus diesen Ursachen hervorgehen, machen unser Leben aus. Das tun wir dauernd und prägen damit unser persönliches Leben und auch das der Menschheit. Wir alle sind dafür verantwortlich, was in der Welt, was mit der Menschheit und durch die Menschheit geschieht, weil wir alle ein Teil von ihr sind. Wir alle schaffen Gedankenformen. Diese Gedankenformen sind real. Mit jedem destruktiven Gedanken zerstören wir etwas in unserem System. Die Gesundheit des Planeten hängt von unseren gesunden Gedanken ab.“
Zeichen der Hoffnung
Wir präsentieren hier „Zeichen der Hoffnung“ und „Zeichen der Zeit“, die anderen, früher von Benjamin Cremes Meister bestätigten „wundersamen“ Phänomenen ähneln oder für sich sprechen. Wir stellen sie Ihnen unkommentiert zu Ihrer Information vor.
„Hand Gottes“ auf Ultraschallbild
Ein Ultraschallbild könnte ein Beweis für göttliche Hilfe und Heilung sein. Amanda Foster, 33, aus Kentucky, USA, glaubt, dass genau das auf ihrem Ultraschallbild zu sehen ist – ein Zeichen Gottes. Als sie in der 32. Schwangerschaftswoche war, ging sie zu einer Routineuntersuchung, nachdem es Bedenken hinsichtlich des Herzens ihres ungeborenen Sohnes gab. Zuvor war ein Defekt nahe der Aorta festgestellt worden, der das Risiko ernsthafter Komplikationen erhöhte. Bei der Ultraschalluntersuchung war etwas über dem Kopf des Babys zu erkennen, das wie eine ungewöhnlich große Hand aussah. Für Amanda ist dies ein göttliches Zeichen: „Ich habe bei jedem Termin darum gebetet, dass Gott seine Hand über mein Baby hält“, erzählte sie. Bei einem Folgetermin konnte der Herzfehler zur Überraschung aller nicht mehr festgestellt werden. Amanda ist fest davon überzeugt, dass ihre Gebete erhört wurden.
(Quelle: dailymail.com, Amanda Foster/facebook)

Spanien – Susana S. hat dieses Foto von der Mitarbeiterin Rosa R. P. aus Valencia während einer montäglichen Zoom-Transmissionsmeditation aufgenommen.

Usbekistan – Ein Foto von Cielito P. zeigt Lichtformationen in Taschkent, 2025.

Was beeinträchtigt unsere Aufmerksamkeit und Konzentration?
von Patricia Pitchon
Der Autor und Journalist Johann Hari stellte Ende dreißig fest, dass er zunehmend an Fokus und Konzentration verlor, und fragte sich, woran das lag. Er beschloss, sich von seinem Handy und allen WLAN- und Internetverbindungen auf allen Geräten zu trennen, kaufte sich ein spezielles Handy ohne Internetfunktion und ließ sich für drei Monate in Provincetown nieder, einer kleinen Küstenstadt an der amerikanischen Ostküste.
Seine Wohnung lag in der Nähe des Ozeans, und er ertappte sich dabei, wie er lange Zeit auf das Meer starrte und über den Unterschied zwischen dieser Art des Betrachtens und dem Blick auf seinen Twitter-Feed nachdachte, „der einem das Gefühl gibt, dass die ganze Welt von deinem kleinen Ego besessen ist“ und „dich liebt, dich hasst, über dich redet“. Anstatt wie sonst auf seinem Handy zu scrollen, stellte er fest, dass er ganz still war.
An diesem Abend ging er in eine Bar und gesellte sich zu ein paar Leuten, die um ein Klavier herumstanden und sangen, und ihm wurde klar, wie sehr sich das von der „Interaktion mit Gruppen von Fremden über den Bildschirm“ unterschied. Er ging zurück zu seinem Strandhaus und verglich das blaue Licht, das er seit Jahren angestarrt hatte – „das Licht, das einen immer wachhält“ – mit dem natürlichen Licht, das am Abend um ihn herum immer schwächer wurde.
Alles begann sich für ihn zu verlangsamen. Anstatt zu versuchen, einen Sinn in dem „ständigen Strom angstauslösender Pseudofakten“ zu finden, verlangsamte er sein Leben regelrecht, indem er drei Zeitungen kaufte und sich hinsetzte, um sie zu lesen. Er stellte fest, dass er auf diese Weise, auch ohne Textnachrichten von seinen Freunden und ohne ständige Updates über soziale Medien, in zehn Minuten über alle wesentlichen Details und auch die traurigen Hintergründe informiert war, zum Beispiel zu den fünf Journalisten, die kurz nach seiner Ankunft in Maryland erschossen worden waren.
Später erfuhr er, dass sein Freund Sune Lehmann von der Technischen Universität Dänemark zusammen mit anderen Wissenschaftlern die damals größte wissenschaftliche Studie gestartet hatte, die sich mit unserer schwindenden kollektiven Aufmerksamkeit befasste.
Zunächst stellten sie anhand von Mustern auf Twitter fest, dass sich die Menschen immer kürzer auf eine Sache konzentrierten, und fanden dieses Muster im Laufe der Zeit auch bei Google-Suchanfragen, auf Reddit und in anderen Datensätzen. Dann schauten sie sich Google Books an, wo Millionen von Büchern vollständig gescannt wurden, und untersuchten Anstieg und Fall der Popularität neuer Themen und Ausdrücke. Sie fragten sich: Wie lange hat es gedauert (Wochen oder Monate), bis der Reiz verflogen war und die Menschen sich dem nächsten Thema zuwandten?
Bei der Betrachtung von Büchern aus den 1880er-Jahren bis heute zeigte sich ein ähnliches Muster wie bei Twitter. Das bedeutet, dass dieser Prozess bereits seit mehreren Generationen stattfindet. Das Internet hat zwar den Trend beschleunigt, aber es scheint auch andere Ursachen zu geben.
Es entstand ein komplexes mathematisches Modell, um herauszufinden, wie man Daten so aufbereiten kann, dass sie noch schneller Aufmerksamkeit erregen und wieder verlieren, ähnlich wie bei der kollektiven Abnahme der Aufmerksamkeit. Bezeichnenderweise ist der einzige Mechanismus, der dies bewirkt, die Überflutung des Systems mit immer mehr Informationen. Je mehr Informationen hereinkommen, desto weniger können sich die Menschen auf einzelne Informationen konzentrieren.
Das zwingt uns zu Multitasking und zu einer Strategie des Hin- und Herspringens. Die Vorstellung jedoch, dass wir mehrere Dinge gleichzeitig tun können, hat sich als falsch erwiesen, da Menschen laut der Forschungsergebnisse von MIT-Professor Eric Miller und anderen ihr Gehirn von Moment zu Moment neu konfigurieren müssen, wie ihre Laborexperimente mit Probanden, die man mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig ausführen ließ, gezeigt haben. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen zwar glauben, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, es jedoch länger dauert, sich wieder auf die ursprüngliche Aufgabe zu konzentrieren. Dies gilt sogar, wenn man nur seine Textnachrichten checkt.
Professorin Gloria Mark vom Informatikinstitut an der University of California, stellte fest, dass der durchschnittliche amerikanische Arbeiter alle drei Minuten abgelenkt wird. Diese ständigen Unterbrechungen verhindern, dass man tiefgründig nachdenkt.
Miller und andere sind sich dahingehend einig, dass das Gehirn am besten funktioniert, wenn es sich auf eine Sache konzentriert. Anstatt dies zu berücksichtigen, glaubt er, haben „wir einen perfekten Sturm kognitiver Degeneration geschaffen“.
Angesichts der ständigen Verfügbarkeit moderner Smartphones und der möglicherweise zu langen Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, entwickeln sie mittlerweile auch Lesegewohnheiten, die eher dem schnellen Erfassen von Informationen und dem Wechseln zwischen verschiedenen Inhalten dienen – auf der Suche nach schnellen Ergebnissen, anstatt sich zu entspannen und sich in ein langes, fesselndes Buch zu vertiefen, das eine andere Art der Aufmerksamkeit erfordert: eine Aufmerksamkeit, die es einem ermöglicht, in eine andere Welt einzutauchen, sich mit Figuren und Situationen zu identifizieren, so tief in die Geschichte einzutauchen, dass man Zeit und Raum vergisst und sogar sich selbst. Dies wird als „Flow“ bezeichnet. Künstler zum Beispiel und alle, die sich intensiv einem Hobby widmen, kennen dieses Gefühl und wissen, wie befriedigend es ist.
Es gibt jedoch eindeutige Belege dafür, dass die übermäßige Nutzung von Smartphones, Tablets und anderen Geräten diese fesselnden und befriedigenden Prozesse stört und nicht nur Kinder, sondern auch junge Erwachsene und sogar Menschen betrifft, die ihr ganzes Leben lang gelesen haben. Ein Harvard-Professor erklärte Hari, dass er Schwierigkeiten hatte, seine Studenten dazu zu bringen, selbst recht kurze Bücher zu lesen, weshalb er stattdessen Podcasts und YouTube-Clips anbot.
Anna Mangen, Professorin für Lese- und Schreibkompetenz an der Universität Stavanger, hat nach zwanzigjähriger Forschung zu diesem Thema herausgefunden, dass das Lesen von Büchern uns auf lineare Weise darin schult, uns über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu konzentrieren, wie sie Hari erzählte. Aber auch sie stellte fest, dass das Lesen von Bildschirmen uns auf eine andere Art und Weise schult, nämlich „in einem manischen Sprung von einer Sache zur nächsten“, um das herauszufiltern, was wir brauchen. Wenn wir dies oft genug tun, beeinträchtigt es die Art und Weise, wie wir ein Buch lesen müssen – in einem langsameren Tempo, mit einer anderen Einstellung, die nicht darauf ausgerichtet ist, Informationen zu extrahieren, sondern sich in eine Geschichte zu vertiefen. Auf diese Weise können wir unsere Vorstellungskraft nutzen, um uns mit den Figuren, bestimmten Emotionen und Situationen zu identifizieren und auf angenehme Weise etwas lernen, zum Beispiel über eine historische Zeit und einen historischen Ort, wie in historischen Romanen.
In anderen Studien von Anna Mangen wurden die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die eine Gruppe Informationen auf einem Bildschirm und die andere in einem gedruckten Buch erhielt. Anschließend wurden alle gefragt, was sie gerade gelesen haben. Sie stellte fest, dass diejenigen Probanden, die den Text auf einem Bildschirm gelesen hatten, weniger verstanden haben und sich weniger daran erinnern konnten. Professor Mangen erzählte Hari, dass es mittlerweile über fünfzig Studien gibt, die dieses Ergebnis bestätigen.
Andere Experimente haben gezeigt, dass das Lesen von Sachbüchern zwar wertvolle Informationen liefern kann, das Lesen guter Romane jedoch offenbar Empathie fördert, wahrscheinlich aufgrund dessen, was Raymond Mar, Professor für Psychologie an der York University in Toronto, und andere herausgefunden haben: Wenn Leserinnen und Leser eine tiefe Verbindung zu den Figuren einer Geschichte aufbauen, kann diese Art des Lesens eine einzigartige Form des Bewusstseins schaffen, da beim Lesen die Aufmerksamkeit nach außen auf die Seite gerichtet ist, aber auch nach innen, da wir „uns etwas vorstellen und mental simulieren, aber auf strukturierte Weise“. Indem wir versuchen, verschiedene Charaktere zu verstehen, scheinen wir uns in kognitiven Prozessen zu üben, die denen ähneln, die wir im Umgang mit Menschen im wirklichen Leben anwenden.
Eine weitere Ursache für unsere erhöhte Ablenkbarkeit scheint das zu sein, was Johann Hari als „Störung der Tagträumerei“ bezeichnet. Wenn wir daran denken, unsere Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, stellen wir uns oft einen Scheinwerfer vor, aber es gibt noch etwas anderes, das wir möglicherweise missverstanden oder einfach ignoriert haben. Als Hari eines Tages in Provincetown am Strand spazieren ging, stellte er fest, dass er seinen Gedanken einfach freien Lauf ließ. Er spürte, wie sein Geist umherwanderte, ohne sich auf etwas festzulegen. Er beobachtete kleine Krabben am Strand, erinnerte sich an Kindheitserlebnisse und hatte Ideen für Bücher, die er schreiben könnte. Er hatte das Gefühl, dass sein Bewusstsein irgendwie abschweifte, und fühlte sich schuldig, weil er sich nicht konzentrierte. Aber dann merkte er, dass er eine Stunde, drei Stunden oder sogar fünf Stunden lang vor sich hin träumte, was für ihn normalerweise undenkbar gewesen wäre. Dann ging er nach Hause und schrieb seine kreativen Ideen auf. In drei Stunden stellte er mehr Verbindungen her als sonst in einem ganzen Monat. Vor Jahrzehnten glaubten Mediziner, dass das Gehirn einfach inaktiv ist, wenn man sich gerade nicht konzentriert. Diese Theorie änderte sich jedoch mit der Entwicklung des PET-Scanners, mit dem man tatsächlich sehen konnte, wie Teile des Gehirns bei Aktivität aufleuchteten. Ein renommierter Neurowissenschaftler ließ einige Patienten festgeschnallt auf eine Aufgabe warten, während sie gescannt wurden. Sie ließen einfach ihren Gedanken freien Lauf. Erstaunlicherweise verlagerte sich die Aktivität von einem Teil des Gehirns zum anderen, obwohl sie scheinbar nichts taten; ihre Gehirne waren hochaktiv.
Marcus Raichle, Professor für Neurochirurgie und Neurologie an der McGill University in Kanada, hat dieses Phänomen als Erster untersucht und andere folgten ihm bald. Hari beschreibt drei wesentliche Aspekte des Tagträumens, basierend auf den Erkenntnissen von Raichle und Jonathan Smallwood, Professor für Psychologie an der York University in England. Ein gewisses Maß an Tagträumerei scheint unerlässlich zu sein, um die Welt zu verstehen und Zusammenhänge herzustellen.
Und überraschenderweise gilt laut Smallwood: „Je mehr man seinen Gedanken freien Lauf lässt, desto besser kann man persönliche Ziele erreichen, kreativ sein und geduldige, langfristige Entscheidungen treffen.“ Er beschreibt diesen Prozess als „den Geist schweifen lassen und langsam, unbewusst, einen Sinn im Leben finden“.
Drittens beschäftigt sich der Geist, während die Gedanken umherschweifen, mit dem, was Dr. Nathan Spreng die „mentale Zeitreise“ nennt, wo der Geist durch die Vergangenheit streift und versucht, die Zukunft vorherzusagen.
Er glaubt, dass Kreativität nicht etwas Neues ist, das einfach so im Gehirn entsteht. Vielmehr handelt es sich um eine Kombination bereits vorhandener Ideen. Seiner Ansicht nach lässt die Aufmerksamkeit nicht nach. Sie verlagert sich lediglich.
Anhand dieser Überlegungen begann Johann Hari, das Tagträumen als eine andere Form der Aufmerksamkeit zu verstehen, die sehr wichtig ist. Nicht näher erläutert werden hier andere Faktoren, die unsere Fähigkeit, uns zu fokussieren und zu konzentrieren, beeinflussen, wie etwa Ernährung, Umweltverschmutzung – insbesondere Luftverschmutzung – und moderne Technologie. Ein tieferes Verständnis der verschiedenen mentalen Zustände, die für unsere Fähigkeit zur Konzentration und Fokussierung maßgeblich sind, kann uns jedenfalls darin bestärken, neue Gewohnheiten zu entwickeln – nicht unter Schuldgefühlen, sondern auf bedachte Weise, indem wir eine Sache nach der anderen ausprobieren. Die Lektüre dieses fundierten Buches in Ihrem eigenen Tempo könnte Ihnen dabei helfen.
Johann Hari, Abgelenkt: Wie uns die Konzentration abhandenkam und wie wir sie zurückgewinnen, riva Verlag, München 2022.
Patricia Pitchon, früher Journalistin bei der kolumbianischen Zeitung El Tiempo, ist eine in London ansässige freiberufliche Journalistin und Psychotherapeutin, die auch mit Flüchtlingen arbeitet.
Der Kuss der Muse
von Andrea Bistrich
Es ist nur ein schmales, unscheinbares Büchlein, das auch schon einige Jahrzehnte auf den Buckel hat, doch sein Thema ist zeitlos und heute noch genau so aktuell und interessant wie zur Zeit seiner Niederschrift. In Gespräche mit berühmten Komponisten hat der amerikanische Musikkritiker Arthur M. Abell (1868–1958) seine Notizen und Erinnerungen an Gespräche zusammengetragen, die er mit bekannten Komponisten seiner Zeit geführt hat.
Abell war 25 Jahre lang, von 1893 bis 1918, der leitende Musikkritiker und Korrespondent für den Musical Courier in Europa und schrieb ebenfalls regelmäßig für die New York Times und andere Publikationen. Er kannte viele Musiker, Komponisten und Dirigenten, unbekannte und berühmte, und als ehemaliger Geiger war er besonders mit anderen Geigern befreundet. Nach seinem Tod im Jahr 1958 übergab seine Witwe, Louise Abell, den gesamten Nachlass ihres Mannes mit über 1000 handgeschriebenen Briefen, Aufsätzen, Buchkapiteln und mehr als 150 Fotos und Porträts von Musikern, viele mit Autogramm, an die New York Public Library.*
Während Abells langen Aufenthalts in Europa hatte er mehrmals Gelegenheit, mit Johannes Brahms, Richard Strauss, Giacomo Puccini, Engelbert Humperdinck, Max Bruch und Edvard Grieg über die Quellen der Inspiration, die zur Entstehung ihrer Meisterwerke geführt hat, und über die geistigen und psychischen Erlebnisse beim Komponieren zu sprechen. Am Ende entstand eine faszinierende Hommage an die kreative Inspiration – die persönlichen Einblicke der befragten Komponisten in den kreativen Prozess ihres Schaffens sind einmalig in der Musikgeschichte.
Die folgenden mit Anführungszeichen gekennzeichneten Zitate stammen aus Arthur M. Abells Gesprächen mit Richard Strauss und Johannes Brahms.**
Einfluss einer höheren Macht – Richard Strauss
Die Idee für sein Büchlein muss Arthur Abell schon früh gefasst haben, denn bereits 1890, in dem Jahr, in dem er nach Weimar kam, fand das erste Gespräch mit dem damals 26-jährigen Richard Strauss dazu statt.
Zu dem Zeitpunkt genoss die Stadt bereits einen Ruf als großes kulturelles Zentrum. Abell bezog Quartier in dem berühmten Hotel Zum Erbprinz am Marktplatz. Über der Tür seines Zimmers war eine Tafel angebracht, auf der zu lesen war: „In diesem Zimmer wohnte Nicolo Paganini während seines Aufenthalts in Weimar.“ Auch Johann Sebastian Bach hatte hier mit Familie von 1708 bis 1717 gelebt. Gäste von Rang und Namen wie Napoleon Bonaparte, König Ludwig I., Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Leo Tolstoi, Richard Wagner, Franz Liszt, Gustav Mahler, Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Gerhart Hauptmann und viele weitere gingen hier ein und aus; jedes Zimmer trug ein Täfelchen mit dem Namen seines berühmten Bewohners. Als Abell sich nach Richard Strauss erkundigte, erklärte der Hotelbesitzer, Carl Vetter, dass er ihn am nächsten Tag mit Richard Strauss bekannt machen werde, wenn Strauss dort zu Mittag esse.
Nachdem Carl Vetter am nächsten Tag die beiden Männer einander vorgestellt hatte, nahm Strauss Abell mit zu seiner Wohnung in der Erfurter Straße, wo Abell sogleich die Gelegenheit ergriff, Strauss über die Quelle seiner Inspiration zu befragen. „Wie fließen Ihnen die inspirierten Ideen zu?“, sagte Abell. „Ich sammle Material für ein Buch über die Inspiration, und Sie sind der erste Komponist, den ich darüber befrage.“
Strauss spricht über die Quelle seiner Inspiration
„Komponieren ist ein Vorgang, der nicht so leicht zu erklären ist“, antwortete Strauss. „Wenn ich mich in inspirierter Stimmung befinde, habe ich bestimmte Zwangsvisionen unter dem Einfluss einer höheren Macht. In solchen Augenblicken spüre ich, dass ich die Quelle der unendlichen und ewigen Kraft, aus der Sie und ich und alle Dinge hervorgehen, erschließe. Die Religion nennt sie Gott.“
Am Ende des Gesprächs überreichte er Abell ein Foto von sich mit einer Widmung als Erinnerung. Damit begann eine nahezu über sechs Jahrzehnte – von 1890 bis 1949 – andauernde Freundschaft, in der Abell vier weitere Fotografien mit Widmungen von Strauss erhielt.
Im Winter 1890/1891 trafen sie sich täglich im Erbprinzen und diskutierten und speisten dort. Abell war vom musikalischen und gesellschaftlichen Leben im Weimar fasziniert und blieb zweieinhalb Jahre dort. In dieser Zeit reiste er auch zu Anlässen nach München, Leipzig, Bayreuth und nicht zuletzt Berlin – wohin er später seinen Wohnsitz verlegte.
Bei einem ihrer zahlreichen Spaziergänge auf dem Feld hinter der alten Weimarer Windmühle sprachen sie erneut über das Thema der Inspiration.
Strauss: „Oft kommen mir Gedanken, während ich hier spazieren gehe. Ich notiere sie mir sofort, denn mein Skizzenbuch begleitet mich immer. Es ist äußerst wichtig, die Gedanken sofort festzuhalten, damit sie sich nicht verflüchtigen. Ich schlage dann öfters in diesen Aufzeichnungen nach, was mich in dieselbe Geistesverfassung versetzt, die die Ideen gebar; so entwickeln und weiten sie sich. Ich glaube fest an das Keimen der Idee.“
Abell: „Und wie geschieht die Inspiration? Wie verläuft der Vorgang? Sind Sie sich des Umstandes bewusst, dass es sich dabei um eine Emanation einer höheren Quelle handelt?“
Strauss: „Ja, ganz bestimmt. Ich weiß, dass die Fähigkeit, solche Ideen in mein Bewusstsein aufzunehmen, ein göttliches Geschenk ist. Es ist ein Auftrag von Gott, eine mir anvertraute Aufgabe, und ich spüre, dass es meine höchste Pflicht ist, das Beste daraus zu machen.“
Ob auch die äußere Umgebung seine Arbeit beeinflusse, fragte Abell weiter.
„Ganz entschieden“, antwortete Strauss. „Im Frühling, besonders im Mai, wenn die Apfelbäume blühen, die Sonne scheint und die Vögel singen, bin ich am leistungsfähigsten; aber die Ideen kommen jederzeit und fast in jeder Lage.“
Im Mai 1894 wurde die erste Strauss-Oper Guntram aufgeführt. Er galt bereits als bedeutende Persönlichkeit in der musikalischen Welt, und unter den Größen, die bei der Aufführung anwesend waren, befanden sich Gustav Mahler aus Hamburg, Engelbert Humperdinck aus Berlin und Eugen d’Albert aus Dresden.
Nachdem Strauss die Stadt Weimar im Jahre 1895 verlassen hatte, komponierte er Zarathustra, Till Eulenspiegel, Don Quichotte, Heldenleben, Symphonia Domestica, Alpen-Symphonie und Taillefer. Abell besuchte die Erstaufführungen aller genannten Werke.
Am 26. Januar 1911 fand in der Dresdner Königlichen Oper unter Ernst von Schuch die Erstaufführung des Rosenkavalier statt. Abell schreibt: „Es war die größte Sensation einer Opernpremiere, die ich je erlebt habe. Hervorragende Musikkenner strömten aus allen Teilen Europas herbei. Ich berichtete der Associated Press telegrafisch, die damals etwa 1300 amerikanische Tageszeitungen vertrat.“ Strauss war zu dem Zeitpunkt 47 Jahre alt und befand sich auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn.
Bei diesem Treffen ergab sich erneut die Gelegenheit, über die Frage der Inspiration – Strauss zufolge, „die wichtigste Frage für einen Komponisten“ – zu sprechen.
Strauss: „Ich habe heute einen viel klareren Begriff gewonnen, wie man mit jenen Kräften in Verbindung tritt, als im Jahre 1890, wo wir uns zum ersten Mal trafen.
Abell: „Wie würden Sie diese Kraft genau erläutern?“
Strauss: „Ich bin in meiner Entwicklung nicht so weit gediehen, um mich zu erdreisten, eine kosmische Kraft zu erläutern, aber ich weiß, dass ich sie mir bis zu einem gewissen Grade dienlich machen kann, was schließlich das Hauptanliegen von uns Sterblichen hier auf dieser Welt ist. Ich kann Ihnen aber aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass ein brennendes Verlangen und ein bestimmter Zweck in Verbindung mit einer starken Entschlusskraft Ergebnisse bringen. Konzentriertes Denken stellt eine ungeheure Kraft dar, und die göttliche Macht reagiert darauf. Ich bin überzeugt, dies ist ein Gesetz und gilt auf allen Gebieten menschlichen Bemühens.“
Abell: „Wie viele Komponisten stehen Ihrer Meinung nach heute mit dieser Kraft in Berührung, das heißt, wie viel Prozent von ihnen sind inspiriert?“
Strauss: „Weniger als fünf Prozent; 95 der gegenwärtigen musikalischen Produktion sind reine Gehirnarbeit und folglich nur von kurzer Dauer. In gewisser Weise ist unsere heutige Zivilisation fortgeschrittener als zur Zeit Mozarts, aber in anderer Beziehung viel weniger.
Wir besitzen größere Kenntnisse über die wissenschaftlichen Gesetze als vor 150 Jahren, und doch verfügte Mozart über eine besondere Fähigkeit, aus der Inspiration zu schöpfen, als irgendein anderer Komponist unserer Tage. Ich betrachte ihn als den am höchsten inspirierten Komponisten, Bach und Beethoven nicht ausgenommen. Mit Mozart verglichen, komme ich mir sehr unbedeutend vor. Zwar besaßen Beethoven, Wagner und Brahms größeres handwerkliches Können, aber keiner von ihnen weist Mozarts leichten, spontanen, unerschöpflichen Melodienstrom auf. Außerdem war er ein Meister der Form. Don Juan und die Hochzeit des Figaro sind vollkommene Muster einer Oper.“
Richard Strauss starb am 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen. Obwohl sie sich seit dem Jahr 1922 nicht mehr persönlich getroffen hatten, standen sie bis zuletzt in brieflicher Verbindung. Zum Abschied schreibt Abell: „Lebe wohl denn, Richard Strauss. Ich bin stolz, über einen Zeitraum von 59 Jahren, von 1890 bis 1949, dein Freund gewesen zu sein.“
Richard Strauss (1864–1949)
Seele: 1, Persönlichkeit: 6, Mental: 4, Astral: 4, Körper: 7; Entwicklungsgrad: 1.8
Deutscher Komponist, Dirigent, Kapellmeister und Operndirektor
Richard Strauss hat über 250 musikalische Werke geschrieben. Dazu gehören 61 Orchesterwerke, 45 kammermusikalische Kompositionen, 75 Lieder, 33 Orchesterlieder, 19 Chorwerke und 21 Bühnenwerke.
Mit dem Unendlichen in Verbindung treten – Johannes Brahms
Arthur Abells Gespräch mit Johannes Brahms fand im Spätherbst 1896 in Brahms’ Arbeitszimmer in Wien statt und kam durch die Vermittlung von Brahms’ bestem Freund, dem berühmten Violinisten Joseph Joachims, zustande. Ein zweisprachiger Stenograf, den die amerikanische Botschaft in Wien vermittelt hatte, hielt das dreistündige Gespräch im Wortlaut fest.
Während Joseph Joachim von Anfang an großes Interesse an dem Vorhaben Abells gezeigt hatte, über die Quellen und geistigen Vorgänge beim Komponieren zu sprechen, war dies für Brahms selbst ein heiliges Thema, über das er nur mit größtem Widerstreben sprechen wollte. An jenem Abend sagte er gleich zu Beginn der Unterhaltung zu Joachim gewandt:
„Joseph, ich erinnere mich gut, dass du und Clara Schumann mich oft das Gleiche fragten, womit Herr Abell mich schon seit Jahren belästigt, und dass ich mich immer weigerte, euch meine inneren Erlebnisse beim Komponieren zu enthüllen. Ich war immer abgeneigt, über dieses Thema zu sprechen, aber seit Claras Tod im vergangenen Mai beginne ich, die Dinge in neuem Licht zu sehen. Außerdem spüre ich, dass das Ende meines irdischen Lebens rasch näher kommt. Schließlich mag es für die Nachwelt interessant sein, etwas darüber zu erfahren, wie der Geist spricht, wenn mich der schöpferische Drang überkommt. […]
Ich werde jetzt dir und unseren jungen Freund hier berichten, wie ich mit dem Unendlichen in Verbindung trete, denn alle wirklich inspirierten Ideen stammen von Gott. Beethoven, mein Vorbild, war sich dessen wohl bewusst.“
„Wie treten Sie mit der Allmacht in Verbindung? Die meisten Menschen finden dies sehr fern“, wandte sich Abell an Brahms.
„Das ist die große Frage“, antwortete Brahms. „Es geschieht nicht nur durch die Willenskraft über das bewusste Denken, das ein Entwicklungsprodukt des physischen Bereiches ist und mit dem Körper stirbt. Es kann nur durch die inneren Seelenkräfte geschehen – durch das wirkliche Ich […].
Wie Beethoven zu erkennen, dass wir eins sind mit dem Schöpfer, ist ein wunderbares, ehrfurchtgebietendes Erlebnis. Sehr wenige Menschen gelangen zu dieser Erkenntnis, weshalb es so wenige große Komponisten oder schöpferischen Geister auf allen Gebieten menschlichen Bemühens gibt. Über dies alles denke ich immer nach, bevor ich zu komponieren anfange.“
Brahms und die Anrufung der Muse
„Wenn ich den Drang in mir spüre, wende ich mich zunächst direkt an meinen Schöpfer und stelle ihm die drei in unserem Leben auf dieser Welt wichtigsten Fragen – woher, warum, wohin?
Ich spüre unmittelbar danach Schwingungen, die mich ganz durchdringen. Sie sind der Geist, der die inneren Seelenkräfte erleuchtet, und in diesem Zustand der Verzückung sehe ich klar, was bei meiner üblichen Gemütslage dunkel ist; dann fühle ich mich fähig, mich wie Beethoven von oben inspirieren zu lassen. Vor allem wird mir in solchen Augenblicken die ungeheure Bedeutung der höchsten Offenbarung Jesu bewusst: ‚Ich und der Vater sind eins.‘ Diese Schwingungen nehmen die Form bestimmter geistiger Bilder an, nachdem ich meinen Wunsch und Entschluss bezüglich dessen, was ich möchte, formuliert habe, nämlich inspiriert zu werden, um etwas zu komponieren, was die Menschheit aufrichtet und fördert – etwas von dauerhaftem Wert.
Sofort strömen die Ideen auf mich ein, direkt von Gott; ich sehe nicht nur bestimmte Themen vor meinem geistigen Auge, sondern auch die richtige Form, in die sie gekleidet sind, die Harmonien und die Orchestrierung. Takt für Takt wird mir das fertige Werk offenbart […].“
„Der Geist ist das Licht der Seele“, fuhr Brahms fort. „Der Geist ist allumfassend. Der Geist ist die schöpferische Energie des Kosmos. Die menschliche Seele ist sich ihrer Kräfte erst bewusst, wenn sie vom Geist erleuchtet wird. Um sich zu entwickeln und zu wachsen, muss deshalb der Mensch erst lernen, wie er seine eigenen seelischen Kräfte gebrauchen und ausbilden soll. Alle großen schöpferischen Geister tun dies, obgleich einige von ihnen sich dieses Vorgangs nicht so bewusst zu sein scheinen wie andere.“
„Ich befinde mich dann in einer tranceähnlichen Situation, wenn ich in diesen traumähnlichen Zustand falle – einem Schweben zwischen Schlafen und Wachen; ich bin wohl bei Bewusstsein, aber hart an der Grenze, das Bewusstsein zu verlieren. In solchen Augenblicken strömen die inspirierten Ideen ein. Jede echte Inspiration rührt von Gott her, und er kann sich uns nur durch jenen Funken der Göttlichkeit in uns offenbaren.“
Brahms betont die Bedeutung der Zurückgezogenheit
„Wenn die Leser Ihres Buches von meinen Erfahrungen beim Komponieren einen Nutzen haben sollen, Herr Abell, muss ich auf eine weitere Seite der Kunst mit großem Nachdruck verweisen, nämlich die Abgeschlossenheit. Ich kann nicht einmal den Versuch machen, etwas zu komponieren, wenn ich nicht weiß, dass ich nicht unterbrochen oder gestört werde. Meine Haushälterin, Frau Truxa, hat hier in Wien dafür gesorgt, dass niemand während meiner Arbeit hereinplatzt. Die Muse ist ein eifersüchtiges Wesen, wie Jehova in den Geboten, und entflieht bei der geringsten Veränderung.“
Abell wandte sich wiederum an Brahms mit einer Frage, die er auch Richard Strauss gestellt hatte: „Dr. Brahms, welcher Prozentsatz unter den gegenwärtig lebenden Komponisten steht Ihrer Meinung nach wirklich mit der Gottheit in Verbindung?“
Brahms: „Meiner Erfahrung nach sind nicht mehr als zwei Prozent wirklich inspiriert. Diese Schätzung beruht auf der großen Zahl von Manuskripten, die mir zugeschickt werden.“
Brahms und seine Inspiration in entrückter Stimmung
„Ich hatte immer ein bestimmtes Ziel im Auge“, fuhr Brahms fort, „bevor ich die Muse anrief und mich in eine solche Stimmung versetzte […]. Wenn ich dann jene höheren Schwingungen spürte, wusste ich, dass ich mit derselben Kraft in Verbindung stand, die jene großen Dichter und auch Bach, Mozart und Beethoven inspirierte. Dann strömten die Ideen, die ich auch bewusst suchte, mit solcher Macht und Schnelligkeit auf mich ein, dass ich nur ein paar fassen und greifen konnte; ich war nie fähig, sie alle kurz zu notieren; sie kamen wie momentane Blitze und entschwanden schnell, wenn ich sie nicht auf Papier festhielt. Die Themen, die in meinen Kompositionen von Bestand sein werden, kamen alle auf diese Weise. Es war immer ein so wunderbares Erlebnis, dass ich mich früher nie dazu bringen konnte, darüber zu sprechen – nicht einmal dir gegenüber, Joseph. Ich spürte, dass ich in dem Augenblick mit dem Unendlichen in Einklang stand.“
Johannes Brahms starb vier Monate später, am 3. April 1897, in Wien.

German conductor and composer, Engravinga
Brahms, Johannes (1833–1897)
Seele: 2, Persönlichkeit: 4/7, Mental: 4/6, Astral: 6/2, Körper: 3/7; Entwicklungsgrad: 2.5
Deutscher Komponist, Pianist und Dirigent
Johannes Brahms gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Er hat ein umfangreiches musikalisches Erbe hinterlassen mit 122 Werken und zahlreichen kleineren Kompositionen.
Brahms hatte zur Bedingung gemacht, dass seine Enthüllungen erst 50 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden durften. Diese Frist verstrich am 3. April 1947. Dennoch wartete Arthur Abell mit der Veröffentlichung seines Buches bis 1955. Als Grund dafür nennt er in seinem Vorwort die „allgemeine Verschlechterung der Weltlage“. Abell: „Angesichts der ständigen Drohung mit einem 3. Weltkrieg, Überraschungsangriffen mit Atom- und Wasserstoffbomben auf New York und andere große amerikanische Städte, chemische Kriege und der möglichen Vernichtung unserer Kultur schien es sich nicht zu lohnen, ein rein geistig orientiertes Buch zu veröffentlichen, da es mit unserer Zeit nicht mehr in Einklang zu stehen schien.“ Erst Anfang der 1950er-Jahre erschienen die Friedensaussichten etwas günstiger, sodass sich Abell schließlich doch noch zur Herausgabe des Buches entschloss – in der Hoffnung, dass es einen „willkommenen Beitrag“ liefern kann. – Möge dies bis in die heutige Zeit hinein gelten.
Quelle:
Arthur M. Abell, Gespräche mit berühmten Komponisten, Artha Verlag, artha.de, ISBN 978-3-89575-047-2
*Für eine ausführliche Beschreibung siehe: https://archives.nypl.org/mus/20021.
**Auszugsweise Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Artha Verlags.
Andrea Bistrich ist Mitarbeiterin von Share International und lebt in der Nähe von München.
Wie Krieg sich unmittelbar als Karma niederschlägt
In einem Substack-Artikel mit dem Titel „Kriegsstaub und Kollateralschäden: Israel atmet die Asche von Gaza ein“ macht der frühere Kongressabgeordnete aus Ohio Dennis Kucinich auf die unvermeidbaren Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit aufmerksam, die die Bombardierung von Gaza für Israelis hat, ebenso wie für die Bevölkerung der Nachbarstaaten. Sein gut recherchierter Artikel beginnt mit der Aussage: „Gaza leidet unter den heftigsten Bombenangriffen pro Kopf der Bevölkerung, die es jemals auf der Welt gab.“ Er untermauert seine Aussage mit Zahlen des UN-Satellitenzentrums, die besagen, dass über 100 000 Tonnen Bomben auf Gaza abgeworfen wurden, ein Gebiet, das etwas kleiner ist als die Stadt Detroit im Bundesstaat Michigan. Dabei wurden mindestens 60 000 Menschen im Gazastreifen getötet und Hunderttausende verletzt (Stand: April 2025).
Nach einer Untersuchung der Explosionsphysik, der Temperaturdaten der Explosionen und der daraus resultierenden Emissionen, der Windmuster, der verfügbaren Daten über die gesundheitlichen Auswirkungen des 11. Septembers und der von US-Veteranen des Persischen Golfkriegs gesammelten Daten kommt er zu dem Schluss, dass „Israel mit dem beispiellosen Bombenangriff auf den Gazastreifen faktisch sich selbst bombardiert, was schwerwiegende Folgen für die öffentliche Gesundheit seiner Bevölkerung hat. Was auf Gaza abgeworfen wird, bleibt nicht in Gaza.“
Er erklärt weiter, dass durch die anhaltenden Bombenangriffe auf Gaza Steine, Schwermetalle und menschliche Körper pulverisiert werden. Menschliche Körper, die unter extremer Hitze und äußerstem Druck verdampfen, verbinden sich mit Staub, Wasserdampf und Metallpartikeln in der Größe von Mikrometern. All das wird nach oben geschleudert, zerstäubt und vom Wind nach Israel und in die umliegenden Länder getragen.
„Wenn Israel das benachbarte Gaza bombardiert“, sagt er fast poetisch, „atmet es seinen eigenen Niederschlag ein, zusammen mit den verdampften Überresten seiner erklärten Feinde. Die äußeren Folgen der Gewalt werden verinnerlicht. Die Substanz der Unterdrückten verbindet sich mit dem Unterdrücker.“
Einer Berechnung zufolge könnten 100 000 Tonnen Bomben, die im dicht besiedelten Gazastreifen explodieren, zusammen mit dem Staub der menschlichen Überreste der Bevölkerung Gazas bis zu 1,2 Millionen Tonnen Schadstoffe erzeugen. Die Explosion vom 11. September 2001 in Manhattan bietet einen guten Vergleich für die zu erwartenden gesundheitlichen Folgen. Einen Monat nach dem 11. September begannen die Menschen in Manhattan, chronischen Husten zu entwickeln. Eine sechs Monate später durchgeführte Studie zeigte, dass New Yorker Feuerwehrleute an chronischer Bronchitis litten bis hin zu einer Lungenfibrose bei einigen. Nach zwei Jahren traten Schilddrüsen-, Prostata-, Brust- und andere Krebserkrankungen bei denjenigen auf, die den Schadstoffen des 11. September ausgesetzt waren. Nach fünf oder mehr Jahren traten Symptome einer früh einsetzenden neurodegenerativen, Alzheimer-ähnlichen Erkrankung auf.
Kucinich weist darauf hin, dass die Schadstoffe der anhaltenden Bombardierungen des Gazastreifens in unterschiedlichen Konzentrationen über den Süden und das Zentrum Israels hinaus bis nach Westjordanien, den Nordosten der Sinai-Halbinsel, nach Nordägypten, den Libanon, Zypern, den Südwesten Syriens, den Nordwesten Saudi-Arabiens, den Südosten der Türkei, Kreta, Griechenland, Sizilien und Malta reichen werden. Auch US-Militärstützpunkte und Marinestreitkräfte in diesen Gebieten werden der Gefahr der Kriegsstaubverschmutzung ausgesetzt sein.
Da die Bombardierung des Gazastreifens eine humanitäre Gesundheitskrise ausgelöst hat, fordert er einen sofortigen Waffenstillstand und appelliert an die UN, sich mit dem Zusammenbruch des palästinensischen Gesundheitssystems zu befassen und die toxischen Umweltauswirkungen des Krieges zu untersuchen. Die Einrichtung von Messstationen sei unerlässlich, sagt er, denn die Menschen weltweit hätten ein Recht darauf zu erfahren, was in der Luft sei, die sie einatmen.
Kucinich kommt zu dem Schluss: „Da Menschenrechte und Mitgefühl bei der Bombardierung der Bevölkerung Gazas offensichtlich keine Rolle spielen, kann vielleicht ein aufgeklärter Selbsterhaltungstrieb als Mittel fungieren, um die Bombardierung ein für alle Mal zu beenden. Der Krieg gegen die Menschen in Gaza muss enden, und vielleicht können wir durch das Leid der Bevölkerung und indem wir uns die regionalen und globalen gesundheitlichen Auswirkungen der Bombardierung bewusst machen, ein Verständnis darüber erreichen, warum es an der Zeit ist, das Ende aller Kriege einzufordern.“
(Quelle: Kucinichreport.Substack.com)
Neue Studie zeigt: Lebewesen strahlen Licht aus
Wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass einzellige Organismen, Pflanzen, Tiere und Menschen ein sehr schwaches Licht abgeben, das tausendmal schwächer ist, als das menschliche Auge wahrnehmen kann. Dieses Licht wird als ultraschwache Photonenemission bezeichnet und konnte in den letzten Jahren aufgrund verbesserter Geräte, insbesondere mit CCD-Kameras zunehmend genauer beobachtet werden.
In einem kürzlich veröffentlichten Bericht sprechen Forscher der Universität Calgary und des National Research Council of Canada davon, dass dieses Licht in einem Experiment an Mäusen praktisch erlischt, sobald der Tod eintritt, selbst wenn die Temperatur konstant gehalten wird.
Dass lebende Materie Licht aussendet, ist mittlerweile unumstritten. Der Ursprung liegt wahrscheinlich in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien. Nebenprodukte dieser Energieerzeugung sind die reaktiven Sauerstoffkomponenten (ROS). Diese können wiederum unter anderem mit Fluorophoren reagieren und dabei Biophotonen – das ultraschwache Licht – emittieren.
Da der Gehalt an ROS-Komponenten mit verschiedenen Krankheitssymptomen in Verbindung steht, könnte die ultraschwache Photonenemission theoretisch Informationen über die Vitalität des Körpers enthalten. Laut dem Forscher V. Salar und anderen könnte dies in Zukunft eine nicht invasive, zudem völlig passive und somit harmlose Form der Krankheits- oder Vitalitätsdiagnose ermöglichen.
Bereits im Jahr 1923 erklärte der russische Embryologe Alexander Gurwitsch, dass Zellen über Licht kommunizieren könnten. In seinem Experiment verwendete er durch einen Quarzkristall getrennte Zwiebeln und stellte fest, dass eine Zwiebel die andere beeinflussen konnte. Im Jahr 1941 wurde er mit dem Stalin-Preis ausgezeichnet; seine Arbeit soll zur Entwicklung eines Diagnosegeräts zur Krebserkennung geführt haben. Auch Wilhelm Reich wurde bei seinen Forschungen zur Orgonenergie unter anderem wahrscheinlich von Gurwitsch inspiriert. In den folgenden Jahren gab es vereinzelte Studien zu diesem Phänomen, doch ein Hindernis war die unzureichende Empfindlichkeit der damaligen Geräte.
Wer mit Esoterik und Weltreligionen vertraut ist, kennt den Lichtkörper, möglicherweise treffen hier Esoterik und Wissenschaft aufeinander. Die Bibel spricht vom Heiligenschein, der Koran von Mohammed: „Ein Licht ist von Gott zu euch gekommen“; und Buddha wird manchmal als Licht (Amida) dargestellt. Der Ausdruck, dass jemand strahlend aussieht, bekommt allmählich eine tiefere Bedeutung. (Quellen: Journal of Physical Chemistry Letters, bioRxiv)
Erinnerung an José „Pepe“ Mujica: ein eindrucksvolles Leben
von Elisa Graf

Der ehemalige Präsident Uruguays, José Mujica, wurde vom brasilianischen Präsidenten Lula als „einer der bedeutendsten Humanisten unserer Zeit“ bezeichnet. Er starb am 13. Mai 2025, kurz vor seinem 90. Geburtstag.
Mujica, der von den Uruguayern „El Pepe“ genannt wird, erlangte weltweite Bekanntheit, weil er seine Prinzipien lebte und den Verlockungen der Macht widerstand. Er spendete 90 Prozent seines Präsidentengehalts für wohltätige Zwecke und weigerte sich, im Präsidentenpalast zu wohnen, stattdessen lebte er mit seiner Frau auf einer kleinen Blumenfarm am Rande von Uruguays Hauptstadt Montevideo. Wenn er nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, nutzte er einen kultigen, jahrzehntealten Volkswagen Käfer und trug auch bei öffentlichen Auftritten nur Zivilkleidung. Aufgrund seines bescheidenen Lebensstils wurde er oft als „ärmster Präsident der Welt“ bezeichnet. Mujica selbst sagte dazu: „Ich lebe einfach wie die Mehrheit meines Volkes und nicht wie die Minderheit. Ich führe ein normales Leben, und die italienischen und spanischen Staatsoberhäupter sollten auch so leben wie ihr Volk. Sie sollten nicht einer reichen Minderheit nacheifern oder sie kopieren.“
Er wuchs auf einem Bauernhof auf, und sein Vater starb, als er erst vier Jahre alt war. Mitte der 1960er-Jahre war er als junger Erwachsener Generalsekretär der Nationalen Partei Uruguays. Später beteiligte er sich an der Gründung einer neuen linken Partei, der Union Popular, die den Sozialisten nahestand. Diese erlitt jedoch bei den Wahlen von 1962 eine entscheidende Niederlage. Wenige Jahre später, überzeugt davon, dass nur ein revolutionärer Wandel Uruguays soziale und wirtschaftliche Probleme lösen könne, wurde er ein Anhänger des kubanischen Guerillaführers Che Guevara und schloss sich der neu gegründeten MLN-Tupamaros-Bewegung an, einer linksradikalen, bewaffneten politischen Gruppe, die von der kubanischen Revolution inspiriert war. Als Anführer eines Angriffstrupps nahm er 1969 an bewaffneten Überfällen und der Übernahme der Stadt Pando teil. Als er sich 1970 in einer Bar in Montevideo der Verhaftung widersetzte, verletzte er dabei zwei Polizisten. Er selbst wurde sechsmal angeschossen und verlor beinahe sein Leben, wurde aber im Krankenhaus von einem Chirurgen gerettet. Er wurde von den Behörden viermal festgenommen. Nach mehrfachen Haftausbrüchen, verbrachte er schließlich 13 Jahre im Gefängnis, oft unter harten Bedingungen und in Isolation, davon mehr als zwei Jahre auf dem Boden einer leeren Pferdetränke.Während dieser Zeit litt er unter schweren psychischen Problemen, einschließlich Halluzinationen. Mujica sagte später, diese Zeit habe seine Lebenseinstellung stark geprägt. Im Jahr 1985 wurde er schließlich aufgrund eines Amnestiegesetzes freigelassen, das auch politisch motivierte und damit verbundene Militärverbrechen betraf.
Einige Jahre nach seiner Freilassung schloss sich Mujica zusammen mit vielen seiner Tupamaros-Kollegen anderen linken Organisationen an und gründete die Bewegung für Volksbeteiligung, Movimiento de Participatión Popular (MPP). Mit dieser Partei wurde er 1994 als Abgeordneter und 1999 als Senator gewählt. Die Partei wurde zu einer führenden politischen Kraft, und 2005 übernahm Mujica das Ministerium für Viehzucht, Landwirtschaft und Fischerei. Im selben Jahr heiratete er seine langjährige Partnerin Lucía Topolansky, ebenfalls eine Tupamaro.
Nachdem er im November 2009 die uruguayischen Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, rief er in seiner ersten Rede als frisch gewählter Präsident zur Einheit auf, würdigte seine politischen Gegner und erklärte, es werde „Nivencidos, nivencedores“ – keine Gewinner oder Verlierer – geben. Er fügte hinzu: „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Macht von oben kommt, wenn sie doch aus den Herzen der Massen kommt. … Ich habe ein ganzes Leben gebraucht, um das zu lernen.“
Als Präsident von 2010 bis 2015 verfolgte er eine progressive Politik und führte maßgebliche soziale Reformen durch, einschließlich der Legalisierung der Abtreibung und der gleichgeschlechtlichen Ehe. Im Kampf gegen die Drogenkriminalität machte er Uruguay zum ersten Land der Welt, das den Cannabiskonsum vollständig legalisierte. Während seiner Amtszeit halbierte sich die Armutsquote in Uruguay fast und der Mindestlohn verdoppelte sich nahezu.
Als ein bekennender Kritiker der Konsumgesellschaft war Mujicas vielleicht nachhaltigstes Vermächtnis sein öffentliches Auftreten für ein prinzipientreues und humanes, dienstorientiertes Leben. Er wies auf die Gefahren der Kommerzialisierung hin und rief uns dazu auf, unsere Prioritäten zu überdenken: „Die Kultur, in die wir eingebettet und von der wir umgeben sind, ist nur für dieVermehrung des individuellen Profits geeignet. Und diese Kultur ist viel stärker als Armeen und militärische Macht und alles andere, denn diese Kultur bestimmt die dauerhaften Beziehungen von Millionen einfacher Menschen weltweit. Und sie ist viel stärker als die Atombombe! Es ist also sinnlos, ein System zu verändern, ohne sich dem Problem des kulturellen Wandels zu stellen.Wir müssen ein neues System und parallel dazu eine neue Kultur, eine neue Ethik aufbauen …“
(Quellen: jacobin.com; dw.com; bbc.com; Wikipedia; The Guardian)
„Das Leben kann uns viele Fallen stellen, viele Turbulenzen bescheren; wir können tausendmal scheitern, im Leben, in der Liebe, im sozialen Kampf, aber, wenn wir danach suchen, werden wir die Kraft haben, wieder aufzustehen und neu zu beginnen. Das schönste am Tag ist die Morgendämmerung. Es bricht immer ein neuer Tag an, wenn die Nacht vergangen ist. Vergesst das nicht, Kinder. Die einzigen Verlierer sind diejenigen, die aufhören zu kämpfen.“ – José Mujica
Elisa Graf ist Mitarbeiterin von Share International und lebt in Steyerberg.
Die Notwendigkeit von Mut, Tatkraft und einer gemeinsamen Stimme – eine Zusammenstellung
Leserbriefe
Share International verfügt noch über Leserbriefe mit Erfahrungsberichten, die bereits von Benjamin Cremes Meister als authentisch bestätigt, aber zumeist noch nicht veröffentlicht wurden. Neue Briefe veröffentlichen wir unkommentiert zu Ihrer Information. Auch wenn wir sie nicht bestätigen oder angeben können, ob ein Meister dabei involviert war, könnten die Erfahrungen doch „für sich sprechen“, indem sie Hoffnung, Inspiration und Trost vermitteln.
Segensreiche Zusicherung
In diesem Jahr (2025) bin ich mit einigen anderen aus der deutschen Gruppen zur Teilnahme an der 24-Stunden-Meditation am Stiervollmond nach Luino, Italien, gefahren, um dort gemeinsam mit den norditalienischen Gruppen dieses Fest zu begehen.
Auf diesen Sonntag fiel auch gleichzeitig der „Muttertag“. Da ich in den letzten Wochen meine kranke Mutter, die aufgrund ihres Alters nicht mehr allein zurechtkam, in einem Pflegeheim unterbringen musste, ging es mir sehr schlecht. Ich kämpfte damit, ob dies richtig war, doch die Umstände ließen praktisch keine andere Entscheidung zu.
Da das Haus meiner Mutter nun leer stand, und der Garten seit Monaten verwilderte, bat mich die Nachbarin, ihre Schafe dort weiden lassen zu dürfen, was ich auch erlaubte, mit der Bitte, mir ein Foto zu senden. Am besagten „Wesak-Muttertagssonntag“ erhielt ich dieses Foto von ihr. Es zeigt ein (Mutter-)Schaf, das kürzlich zwei Lämmer bekommen hatte.
Ich bin sehr dankbar und freue mich über dieses schöne Bild mit dem Lichtstrahl darauf, der so aussieht, als wenn es einen Segen enthält.
B. R., München

Weihnachtsbesuch
Am Morgen des Weihnachtstages im Jahr 2024 standen zwei Frauen vor meiner Haustür. Ich hatte gerade gefrühstückt und machte mich auf den Weg zum Haus meines Bruders, um dort die Festtage zu verbringen. In diesem Moment klopfte es leise an der Haustür. Ich öffnete die Tür und zwei Afroamerikannerinen standen vor mir. Ich dachte, dass sie vielleicht nach einer Spende fragen oder etwas verkaufen wollen. Beide waren sehr stilvoll gekleidet und trugen farbenfrohe, mehrlagige Kleidung. Die Frau direkt vor mir hatte ihr Haar zu Zöpfen geflochten und hielt eine aufgeschlagene Bibel in der Hand. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln und begrüßte mich mit einem Akzent, der mich vermuten ließ, dass sie aus einem afrikanischen Land stammte. Sie sagte: „Oh, Sie essen gerade!“ (Woher sie das wusste, konnte ich nicht sagen, denn ich hatte schon aufgegessen, bevor ich die Tür öffnete.)
Die andere Dame war viel größer und stand schweigend daneben, während die Dame mit der Bibel das ganze Gespräch führte. Sie begann, mir von Jesus und Christus zu erzählen und berührte die Bibel, während sie sprach. Ich war ein wenig ungeduldig, denn ich wollte mich weiter anziehen und zum Haus meines Bruders gehen. Ich sagte, dass ich über Jesus und Christus Bescheid wisse und dass es sich um zwei verschiedene Personen handele. Dann fragte die Frau mit der Bibel: „Was meinen Sie, wie können wir Frieden erreichen?“ Ich entgegnete, dass der Friede bei jedem Einzelnen von uns beginnt und wir richtige menschliche Beziehungen aufbauen müssen. Ich dankte ihnen für ihr Kommen und sie gingen wieder.
Tatsächlich wurde mir in dem Moment, als ich die Tür schloss, klar, wer die beiden Damen waren, und ich wünschte, ich hätte bei unserer Unterhaltung aufmerksamer zugehört. Auf jeden Fall hat mich die Frage der Dame, wie man Frieden erreichen könne, darüber nachdenken lassen, was es braucht, um Frieden zu schaffen und ihn auch zu erhalten.
K. P. K., Texas
Fragen und Antworten
Benjamin Creme wurden bei jedem seiner weltweit gehaltenen Vorträge, aber auch tagtäglich, unzählige Fragen zu sehr vielen Themen gestellt. Er verstand sich allerdings nie als Schiedsrichter über die Authentizität oder Aussagen anderer Gruppen. Wir veröffentlichen hier eine Auswahl der von Benjamin Creme und seinem Meister beantworteten Fragen.
„Einheit in der Vielfalt“ war das Thema des Vortrags von Benjamin Creme auf der amerikanischen und der europäischen Transmissionsmeditationstagung 2006. Der Vortrag wurde in der Januar/Februar-Ausgabe von Share International veröffentlicht. Im Anschluss an den Vortrag ging Benjamin Creme auf einige Fragen der Zuhörer ein. Die folgenden Fragen und Antworten wurden in der März-Ausgabe veröffentlicht; sie behandeln Themen, die uns auch heute noch beschäftigen. Die Antworten von Benjamin Creme erklären, warum es uns so schwer fällt, dauerhafte Lösungen zu finden.
F. Meinen Sie, dass wir unter einem einzigen wirtschaftlich-politischen System vereinigt werden sollen?
A. Wir könnten eine vereinte Welt nach amerikanischem Vorbild schaffen, indem wir dem US-Wirtschaftssystem folgen, das auf Marktkräften und Wettbewerb basiert, was einigen wenigen nützt, der Mehrheit aber schadet und so genau die Spaltungen und Ängste und schließlich Terrorismus und Krieg hervorruft, die wir heute erleben. Man könnte meinen, dass wir versuchen könnten, die Welt im Sinne eines Imperiums nach US-amerikanischem Vorbild, einer Pax Americana, zu vereinen. Jeder würde der amerikanischen Vorstellung von Demokratie folgen, und irgendwie würde die Welt weiter gierig konkurrieren, ohne Krieg zu führen. Aber das ist ein Hirngespinst. Es wird nie geschehen.
Deshalb haben wir heute Krieg und Terrorismus, weil die amerikanische Sichtweise der Vergangenheit angehört. Und die Welt wurde durch die wirtschaftliche US-Dominanz zu Regierungsformen und Beziehungen gezwungen, die für die Zukunft grundsätzlich ungeeignet sind. Der damit verbundene Wettbewerb schafft keinen guten Willen, da er sich nur auf die Vergangenheit bezieht und der Zukunft nichts zu bieten hat.
Wir brauchen guten Willen, aber Wettbewerb schafft keinen guten Willen, sondern genau das Gegenteil. Es führt zu genau dem, was man sich vorstellt: zum Kampf um Märkte und zu harten Verhandlungen mit der Konkurrenz. Dieser Weg führt zur Konfrontation und schließlich zu Krieg und noch mehr Kriegen. Das ist der Weg der Vergangenheit. Es geht in Wirklichkeit um die Wahl zwischen Wettbewerb und Kooperation. Zusammenarbeit ist der Weg der Zukunft und der einzige Weg, der der Menschheit dient.
F. Warum sind Regierungen heute so ineffektiv?
A. Die Regierenden orientieren sich nur an den Vorgehensweisen der Vergangenheit, und diese funktionieren nicht mehr. Aus diesem Grund gibt es heute keine Regierung, die wirklich regieren kann. Alle versuchen ihr Bestes, doch alle scheitern, weil sie sich grundsätzlich überholter Methoden bedienen. Es gibt nur einen Weg – der ihnen wohl als Letztes einfiele –, um aus der gegenwärtigen Sackgasse herauszukommen, in die sie alle hineingeraten sind, und der besteht darin, ein System des Teilens einzuführen.
Sobald sie das tun, schaffen sie das notwendige Vertrauen, um alle Probleme kooperativ lösen zu können. Probleme müssen in Zusammenarbeit gelöst werden. Man kann einem Land nicht Lösungen aufzwingen, wenn es diese nicht möchte. Das ist nur in Zusammenarbeit möglich, wenn Vertrauen herrscht, das durch Teilen entsteht, und dadurch Veränderungen zugelassen werden. Dann kann der gute Wille, der auf Vertrauen basiert, die Lösung von Problemen zustandebringen, die heutzutage unlösbar erscheinen.
F. In Ihrem Vortrag in New York sagten Sie unter großem Applaus: „Wir müssen uns selber erlösen.“ Ich fand, dass die Aussage im Kontext der Wiederkehr etwas sehr Verbindendes hat, da sie Sorgen und Projektionen über den Weltlehrer als Erlöser entgegenwirkt. (Share International, March 2007)
A. Es gibt bei dieser Frage zwei Aspekte – einen globalen und einen persönlichen. Maitreya kommt, um die Menschheit zu inspirieren, den Planeten und sich selbst vor der Zerstörung zu retten. Er möchte uns durch seine Lehren zu diesem Wandel motivieren. Dies ist die Erwartung, die die meisten Menschen mit ihm als „Retter“ verbinden. Aber die Arbeit müssen wir selbst tun. Wie er schon vor langer Zeit sagte: Jeder Stein, jeder Ziegel muss von der Menschheit selbst an seinen Platz gesetzt werden. „Ich bin der Architekt des Plans, und ihr seid die bereitwilligen Erbauer des Tempels der Wahrheit.“
Der zweite Aspekt umfasst sein Verhältnis zu jedem Einzelnen. Hier ist er kein Erlöser, sondern – auch wieder – ein Lehrer. Wir müssen uns selbst retten, indem wir seine Lehren richtig anwenden. Das kann niemand für uns tun, nicht einmal Maitreya. Der Weltlehrer ist ein Retter, aber er kommt nicht, um uns zu retten. Er kommt, um zu lehren, und die Erlösung müssen wir selbst vollbringen, das ist wahr: durch die richtige Reaktion auf seine Lehren, das heißt dadurch, dass wir die Lehren zu einer dynamischen Kraft in unserem Leben werden lassen. Erlösung bedeutet Erkenntnis. Sobald Sie das Selbst werden und sind, sind Sie erlöst.
Seit 2000 Jahren verbreiten Christen, dass ein Retter in die Welt kommt, um die Menschheit von den Folgen ihrer Sünden zu erlösen. Aber es geht nicht um Sünde, sondern um Selbsttransformation. Wir verändern uns und lassen uns damit auf einen Erlösungsprozess ein. Das ist ein stufenweiser Prozess.
Wir erlösen uns, indem wir auf die Lehren reagieren und sie vor allem auf uns selbst anwenden. Wenn Sie sich die Lehren nur anhören, dann bleiben sie bloße Lehren, wie sie das zweitausend Jahre lang für Millionen Menschen waren. Die Lehren Maitreyas, die Jesus übermittelt hat, und die die Menschen gehört und in der Bibel niedergelegt haben, sind, sofern sie nicht falsch interpretiert wurden, auch heute noch immer so relevant wie damals – aber sie wurden bisher nicht praktiziert.
Wenn wir die Lehren nicht auf uns anwenden, wenn sie nicht eine dynamische Kraft in uns entfalten und damit Veränderungen hervorrufen, werden wir auch nicht gerettet. Richtig angewandt, täglich, wöchentlich, jährlich, verändern uns die Lehren mit der Zeit. Wir kommen unserer Seele näher, wir nehmen immer mehr Energie und immer mehr Licht von der Seele in uns auf. Damit bringen wir mehr subatomare Energie in unsere Körper, die wir dadurch verändern, allmählich vergeistigen und vervollkommnen. Darin besteht unsere Selbsterlösung – indem wir zum Ebenbild der Seele werden.
Die Seele will sich durch ihren Träger, den Mann oder die Frau, manifestieren, aber er muss auf die Lehren ansprechen. Darum kommt der Lehrer, um uns wieder an die Gesetze zu erinnern: das Gesetz des Karmas, das Gesetz der Wiedergeburt, das Gesetz des Nichtverletzens. Wir müssen diese Gesetze in unserem Leben richtig, dynamisch anwenden und sie nicht nur als eine Idee im Kopf bewahren, die aber ansonsten nichts bewirkt. Wenn sie bloß Erinnerung bleibt, kann sie nichts bewirken. Wir müssen sie tatsächlich anwenden und sie zur „Hefe“ machen, die uns verändern kann. Sie gibt uns Auftrieb und verändert uns. Sie müssen sich den Lehren entsprechend ändern.
Es geht nicht um Erkenntnis an sich, sondern um eine instinktive Resonanz auf die Dynamik dieser Lehren. Es geht um einen Prozess – nicht nur um Worte, nicht nur um Predigten; nicht nur um etwas, an das man sich erinnern sollte. Es spielt keine Rolle, ob Sie sich an die Worte erinnern. Was zählt ist, dass es ein aktiver Prozess in Ihrem Leben wird, der Sie von Erkenntnis zu Erkenntnis, von Einweihung zu Einweihung führt und letztendlich zur Vollkommenheit. Das bedeutet, erlöst zu werden, und das kann niemand vollbringen außer man selbst.
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